DOMRADIO.DE: Wie muss man sich das vorstellen? Wie sieht das denn morgen am Samstag aus?
Jana Koch-Zeißig (Pfarrerin an der Christuskirche Fulda): Ja, wir befinden uns auf der Treppe der Stadtpfarrkirche, mitten im Getümmel im Winterwald von Fuldas Weihnachtsmarkt. Und dort bauen wir uns als lebendige Jukebox auf.
Es gibt dort das, was man als Jukebox erkennen kann, also Zahlen und einen Buzzer (elektrischer Summer, Anm. d. Red.). Aber es gibt eben nicht den Greifer, der sich die Lieder aussucht, sondern ganz viele Menschen, die dort stehen.
Weihnachtlich verkleidet, aber auch so, dass man erkennt, es sind Leute von der Kirche, Kirche macht was draußen. Es wird bunt und leuchtend und es werden ganz viele Liedertitel zu sehen sein.
DOMRADIO.DE: Okay und wie funktioniert das dann? Sie haben von einem Buzzer gesprochen - da haue ich drauf und wünsche mir ein Lied oder wie geht das?
Koch-Zeißig: Also, es gibt dort eine Liste von Liedern und wenn man buzzert, geht eine Zahl hoch - die steht für ein Lied oder eine Geschichte, die man vorher ausgewählt hat. Und dann läuft die Jukebox los. Noch besser ist es, wenn man vorher eine Münze einwirft. Dann läuft die Jukebox richtig gut.
DOMRADIO.DE: Aha. Das heißt, man sollte etwas spenden?
Koch-Zeißig: Das würde uns natürlich sehr freuen, wenn man etwas spendet. Die Jukebox wird wahrscheinlich auch ohne die kleine Spende funktionieren, aber damit es ist es natürlich verbunden. Eine Münze einwerfen, das macht man ja bei einer richtigen Jukebox auch.
DOMRADIO.DE: Wir sprechen gleich noch mal darüber, wofür Sie das Geld verwenden. Welche Lieder kann man sich wünschen? Was passiert zum Beispiel bei der Eins?
Koch-Zeißig: Wir haben Verschiedenes ausgewählt - klassische kirchliche Weihnachtslieder wie "Tochter Zion" etwa, aber wir singen auch "O Tannenbaum" und "Last Christmas", und es wird eine vertonte Weihnachtsgeschichte geben.
DOMRADIO.DE: Sie haben das im letzten Jahr ja schon mal gemacht. Wie ist die Jukebox angekommen?
Koch-Zeißig: Wir machen es dieses Jahr wieder, was zeigt, das es letztes Jahr eine richtig gute Aktion war, die Stimmung auf den Weihnachtsmarkt gebracht hat. Die Leute, die dabei waren, hatten alle großen Spaß.
Einige sind extra deswegen gekommen, weil sie vorher irgendwo gehört haben, dass wir da sind. Aber besonders schön war, dass sich einige Leute, die auf dem Weihnachtsmarkt waren, haben ansprechen lassen. Und so hatten wir miteinander richtig viel Spaß.
DOMRADIO.DE: Proben Sie denn noch mal gewaltig, bevor es am Wochenende richtig losgeht?
Koch-Zeißig: Nein, das ist eine Improvisations-Geschichte. Wir treffen uns eine Viertelstunde vorher, dann verkleiden wir uns als Jukebox und grooven uns vielleicht ein bisschen ein. Und dann werden wir improvisieren und gucken, was spontan daraus wird.
Da werden verschiedene Gesangsteams zusammengestellt und die starten dann live vor Ort.
DOMRADIO.DE: Und Sie hoffen, dass auch die ein oder andere Münze in der Jukebox landet. Kann man auch einen Geldschein reinstecken?
Koch-Zeißig: Aber unbedingt. Wenn es nachher raschelt, ist es noch viel besser.
DOMRADIO.DE: Was machen Sie dann mit dem Geld?
Koch-Zeißig: Das Geld ist bestimmt für die Arbeit der ökumenischen Telefonseelsorge hier vor Ort. Die Jukebox ist ein ökumenisches Projekt; da war es uns wichtig, dass wir auch einen ökumenischen Spendenzweck finden. Und wir finden, dass jede Spende wirklich sehr, sehr gut angelegt ist.
DOMRADIO.DE: Mal abgesehen vom Spendensammeln - was ist Ihre Motivation?
Koch-Zeißig: Also das Ganze steht in einer Reihe von verschiedenen Aktionen unter dem Namen "This Christmas - Kirche auf dem Weihnachtsmarkt". Wir haben uns schon vor einigen Jahren dazu entschlossen, mit der katholischen und evangelischen Kirche auf dem Weihnachtsmarkt präsent zu sein.
Und eben nicht nur in den Kirchen, sondern wir wollen gerne rausgehen. Dahin, wo die Leute auch sind. Wir wollen uns zwischen die Leute begeben und ein Angebot für sie machen.
Da ist die Jukebox sicherlich ein Angebot, mit dem wir auch ein bisschen überraschen und mit dem wir nicht so super kirchlich daherkommen, sondern ein bisschen was machen, wo die Leute sagen "Oh, guck mal, Kirche hat sich mal was einfallen lassen". Etwas Niedrigschwelliges also.
DOMRADIO.DE: Und für die nächsten Adventswochenenden haben Sie sich auch schon etwas einfallen lassen...
Koch-Zeißig: Genau, es steht an jedem Wochenende etwas an. Das Wochenende drauf gibt es einen "Segen to go", auch wieder am Samstagnachmittag. Da sprechen wir von der Treppe aus Menschen an, die da vorbeikommen mit der Frage "Dürfen wir ein kleines bisschen Wärme weitergeben?"
Und dann gibt es einen heißen Stein in die Hand, und wer möchte, kriegt auch noch einen Segen mit auf den Weg.
DOMRADIO.DE: Sie werden nicht im Chor singen, also jeder hat sein eigenes Lied, richtig?
Koch-Zeißig: Jeder hat sein eigenes Lied. Wobei.. wenn ein Lied läuft und es wird kein zweites gebuzzert, dann stimmen alle im Chor irgendwie ein.
Aber letztes Jahr hat sich gezeigt, dass die Leute sehr, sehr gerne nicht nur auf einen Buzzer hauen, sondern dass sie uns auch im Kanon verschiedene Lieder gleichzeitig singen lassen. Also da läuft dann beispielsweise "Tochter Zion" zusammen mit der Weihnachtsgeschichte.
DOMRADIO.DE: Klingt das dann noch schön?
Koch-Zeißig: Ich sage mal, es ist ein lustiges weihnachtliches Chaos.
DOMRADIO.DE: Und was werden Sie morgen singen?
Koch-Zeißig: Ich bin morgen für die Weihnachtsgeschichte zuständig. Ich werde gar nicht groß gesanglich tätig werden, sondern eher theatralisch schauspielerisch.
Das Interview führte Tobias Fricke.