Fuldaer Frauenkloster ist Vorreiter im ökologischen Gärtnern

Oase mitten in der Stadt

Die Benediktinerinnen der Abtei Heilige Maria in Fulda gelten als Wegbereiterinnen des biologischen Anbaus. Ihre Erfahrungen werden weithin geschätzt. Und ihr gepflegter Klostergarten ist ein Geheimtipp, nicht nur für Gartenfreunde.

Salbei im Kräutergarten / © Salzburger Seenland
Salbei im Kräutergarten / © Salzburger Seenland

Besucherinnen und Besucher gelangen durch das Pax-Tor und eine schmale Gasse zum Kloster. Wer eintritt, lässt den Trubel hinter sich und findet im Kloster eine blühende Oase mitten in der Stadt. 

Der Klostergarten der Benediktinerinnenabtei zur Heiligen Maria in Fulda / © Andreas Arnold (dpa)
Der Klostergarten der Benediktinerinnenabtei zur Heiligen Maria in Fulda / © Andreas Arnold ( dpa )

Ganz entgegen der Vorstellungen von klösterlicher Abgeschiedenheit, Stille und Naturidylle wurde die Abtei 1626 durch den Fuldaer Fürstabt Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg zwar am Ortsrand, aber noch innerhalb der Stadtmauern erbaut. Die zentrale Stadtlage ist für eine Benediktinerinnenabtei etwas Ungewöhnliches.

Geheimtipp für Stillesuchende

Von 1629 bis 1631 entstand die dazugehörige Klosterkirche für die Benediktinerinnenabtei. Auch sie gilt heute als Geheimtipp für Betende und Stillesuchende. Die ursprüngliche Ausstattung war barock, im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mehrfach umgestaltet. Am heutigen Aussehen der Kirche maßgeblich beteiligt war die Künstlerin und Schwester Lioba Munz OSB. 

Das Gelände beherbergt einen Ziergarten mit Stauden, Einjährigen, kleinen Gehölzen und stillen Sitzplätzen. Zudem gibt es einen Nutzgarten, indem Gemüse, Salat, Beeren- und Baumobst und viele Kräuter gezogen werden, die die Schwestern zu verschiedenen Teemischungen verarbeiten und im angrenzenden Klosterladen verkaufen.

Selbstproduzierte Kräutertee-Mischungen de Abtei Heilige Maria in Fulda  / ©  Andreas Arnold (dpa)
Selbstproduzierte Kräutertee-Mischungen de Abtei Heilige Maria in Fulda / © Andreas Arnold ( dpa )

An gesonderten Plätzen haben die Ordensfrauen eine Kräuterspirale und einen frühmittelalterlichen Heilkräutergarten angelegt, wie ihn etwa auch die Heilige Hildegard von Bingen nutzte. Eine Kompostanlage ist gleichzeitig Gärort zur Herstellung von Pflanzenbrühen.

"Arbeitsplatz und Erholungsraum in einem"

Schwester Christa, Leiterin Klostergarten, steht zwischen den Sonnenblumen im Klostergarten / © Andreas Arnold (dpa)
Schwester Christa, Leiterin Klostergarten, steht zwischen den Sonnenblumen im Klostergarten / © Andreas Arnold ( dpa )

Die gartenkundigen Schwestern wurden zu Wegbereiterinnen des biologischen Gartenbaus, deren Erfahrungen heute von Gartenfreunden aus aller Welt geschätzt werden. Die Ordensfrauen selbst schätzen ihre Oase: "Für uns ist der Klostergarten wichtiger Arbeitsplatz und Erholungsraum in einem", sagen die Schwestern.

Hier sollen sich Menschen wie Tiere zu jeder Jahreszeit wohlfühlen. "Wann immer wir durch unseren Garten gehen, ob im Frühjahr, Sommer, Herbst oder Winter, immer hält er für uns viele Schönheiten und Freuden bereit, die das Leben ein wenig heller, freundlicher und liebenswerter machen". 

Während der Gartensaison von Mai bis September steht der Klostergarten in der Regel samstags von 14 bis 16 Uhr Besuchern offen.

Mädchenaugen und Tagetes im Klostergarten in der Benediktinerinnenabtei zur Heiligen Maria in Fulda / © Andreas Arnold (dpa)
Mädchenaugen und Tagetes im Klostergarten in der Benediktinerinnenabtei zur Heiligen Maria in Fulda / © Andreas Arnold ( dpa )

Nachhaltigkeit

Der Begriff "Nachhaltigkeit" meint ein schonendes Verfahren der Nutzung von Ressourcen. Dabei stehen der Erhalt der wesentlichen Eigenschaften, die Stabilität und die natürliche Wiederherstellung des jeweiligen Systems im Vordergrund. Der Begriff wurde zunächst mit Blick auf die Biologie im sächsischen Freiberg vom kurfürstlichen Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645-1714) formuliert. Carlowitz, der die Folgen der Entwaldung in Italien, Spanien und Frankreich kennengelernt hatte, wurde zum lautstarken Kritiker des kurzfristigen Profitdenkens der Bergwerksbesitzer.

Illustration Nachhaltigkeit / © khonkangrua (shutterstock)
Illustration Nachhaltigkeit / © khonkangrua ( shutterstock )
Quelle:
DR