Neuer Kardinal beschreibt innereuropäisch Spannungen der Kirche

Deutlicher Dialogbedarf

Er spricht Italienisch, Ungarisch, Polnisch, Deutsch, Kroatisch und Englisch. Der neue Kardinal Ladislav Nemet ist viel herumgekommen. Die Kirche kennt der Belgrader Erzbischof gut. Aber was heißt eigentlich "die Kirche"?

Kardinal Ladislav Nemet, Bischof von Zrenjanin (Serbien), bei der Weltsynode am 22. Oktober 2024 im Vatikan. / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Ladislav Nemet, Bischof von Zrenjanin (Serbien), bei der Weltsynode am 22. Oktober 2024 im Vatikan. / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Der neue Kardinal Ladislav Nemet sieht deutlichen Dialogbedarf innerhalb der katholischen Kirche Europas. "Wir wissen, dass es gewisse Spannungen gibt zwischen verschiedenen Bischofskonferenzen in ehemaligen kommunistischen Ländern und in Westeuropa", sagte der Belgrader Erzbischof und Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). 

"Ich glaube, dass wir mit Dialog viel mehr tun könnten", so der 68-Jährige, der am Samstag von Papst Franziskus zusammen mit 20 weiteren Männern ins Kardinalskollegium aufgenommen wurde.

Teilhabe, Mission und Gemeinschaft

Die größte Herausforderung für Europa und seine Kirche sei "natürlich" der Krieg in der Ukraine sowie eine stärkere Beteiligung von Laien an verschiedenen Strukturen der Kirche, sagte Nemet. "Ich denke aber, dass wir nicht mehr über eine einzige Kirche reden können", so der Steyler Missionar. 

Kardinäle beim Konsistorium mit Papst Franziskus am 7. Dezember 2024 im Vatikan. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinäle beim Konsistorium mit Papst Franziskus am 7. Dezember 2024 im Vatikan. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

"Wir sind zwar die katholische Kirche und versammeln uns um den Papst, aber jeder Kontinent hat seine eigenen Aufgaben und Herausforderungen." Gemeingültig sei allerdings, was die im Oktober beendete Weltsynode hervorgebracht habe: Teilhabe, Mission und Gemeinschaft seien wichtig für die Kirche auf der ganzen Welt, so der Kardinal, der an beiden Sitzungen derSynode 2023 und 2024 teilnahm.

In Österreich den letzten "Patriarchen" erlebt

Weiter berichtete Nemet, der neben seiner Muttersprache Ungarisch auch Italienisch, Polnisch, Kroatisch, Englisch und Deutsch spricht, über seine Zeit in Österreich von 1994 bis 2004. Unter anderem lehrte er an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Steyler Missionare in Mödling bei Wien, was "sehr schön" gewesen sei. 

"In meiner freien Zeit war ich sieben Jahre lang Aushilfskaplan in Maria Enzersdorf", so der Geistliche. "Dort war ein alter Pfarrer, der sich selbst als Patriarch bezeichnete. Und er war tatsächlich der letzte Patriarch dort!", sagte er lachend. "Ich habe dort eine sehr lebendige und laienbewegte Gemeinde kennengelernt. Das war pastoral die größte Erfahrung", so der Neu-Kardinal.

Zusammensetzung des Kardinalskollegiums

Papst Franziskus hat am 7. Dezember 21 Geistliche in den Kardinalsstand erhoben. Ein Überblick über das aktuelle Kollegium:

  • Ernennungen: Seit dem 7. Dezember 2024 gibt es 253 Kardinäle. 140 von ihnen wären bei einem Konklave aktuell stimmberechtigt, weil sie noch nicht älter als 80 Jahre alt sind. 

    Insgesamt 149 der heute lebenden Kardinäle wurden von Papst Franziskus ernannt, 110 von ihnen wären heute berechtigt, einen neuen Papst zu wählen. Damit wurden bereits mehr als Dreiviertel eines künftigen Konklaves von Franziskus eingesetzt.

Tarcisio Isao Kikuchi (r), Erzbischof von Tokio, Japan, erhält von Papst Franziskus, das Kardinalsbirett und den Kardinalsring / © Gregorio Borgia/AP (dpa)
Tarcisio Isao Kikuchi (r), Erzbischof von Tokio, Japan, erhält von Papst Franziskus, das Kardinalsbirett und den Kardinalsring / © Gregorio Borgia/AP ( dpa )
Quelle:
KNA