Giuseppe Pignatone (75), seit Oktober 2019 Präsident des Vatikanischen Gerichtshofs, tritt in den Ruhestand. Papst Franziskus habe seinen altersbedingten Rücktritt zum Jahresende angenommen und ihm für seine Dienste gedankt, teilte der Vatikan am Mittwoch mit. Franziskus hatte den früheren italienischen Staatsanwalt, der im Lauf seiner Karriere auch durch Prozesse gegen die Mafia und 'Ndrangheta von sich reden machte, vor fünf Jahren als obersten Richter in den Vatikanstaat geholt.
Der aus dem sizilianischen Caltanisetta stammende Pignatone war unter anderem an der Aufspürung und Ergreifung des "Bosses der Bosse" Bernardo Provenzano 2006 beteiligt. Seit 2012 als Generalstaatsanwalt in Rom tätig, arbeitete Pignatone ebenfalls gegen organisierte Kriminalität und Geldwäsche, so auch 2014 im Rahmen von Ermittlungen gegen das römische Netzwerk "Mafia Capitale".
Erstmals Schuldspruch gegen einen Kardinal
Noch am Dienstag hatte Pignatone in einem Strafprozess wegen Betrugs und Geldwäsche Urteile gegen die frühere Leitung des päpstlichen Chors der Sixtinischen Kapelle verkündet. Alle drei Angeklagten, ein Priester und ein Ehepaar, wurden zu mehrjährigen Haft- sowie Geldstrafen verurteilt.
Eines der bedeutendsten Verfahren unter Pignatones Vorsitz war der Vatikan-Finanzprozess, bei dem mit Angelo Becciù erstmals ein Kardinal von einem Vatikan-Gericht in einer Strafsache verurteilt wurde. Auch acht weitere Angeklagte erhielten vom Vatikan-Gericht Haft- und Geldstrafen.