Theologe kritisiert CDU für Abschiebepläne gegenüber Syrern

"Aus der Weihnachtsgeschichte nichts gelernt"

Die CDU beruft sich auf Jesus, der als Flüchtling in einem Stall geboren wurde. Doch CDU-Politiker gehören zu den ersten, die jetzt eine Abschiebung von Syrern fordern. Der Theologe Matthias Sellmann kritisiert, dass dies nicht passt.

Ein Syrer hält die Ausweispapiere seiner Familie in den Händen / © Khalil Hamra (dpa)
Ein Syrer hält die Ausweispapiere seiner Familie in den Händen / © Khalil Hamra ( dpa )

Wer Syrer jetzt aus Deutschland loswerden möchte, handelt unchristlich und hat aus der Weihnachtsgeschichte nichts gelernt, erklärt der Theologe Matthias Sellmann. 

In einem Gastbeitrag im kirchlichen Onlineportal "Kirche und Leben" (Freitag) schreibt er wörtlich: "Auch Angehörige der Christdemokratischen Partei ließen sich so zitieren. Mich hat das beschämt."

Matthias Sellmann / © Julia Steinbrecht (KNA)
Matthias Sellmann / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Natürlich müsse Migrationspolitik gut geregelt sein. Aber er wolle nicht Bürger eines Landes sein, das den hohen Wert von Gastfreundschaft so mit Füßen trete, so Sellmann weiter. 

Mit Blick auf die Weihnachtsgeschichte, in der Maria und Josef ihren Sohn Jesus auf der Flucht in einem Stall auf die Welt bringen müssen, ergänzte er: "Wer steht als Stallbesitzer vor einem Paar, das gerade unter erbärmlichen Bedingungen ihr Kind bekommen musste, und sagt ihm: So, das war"s dann jetzt - es wird höchste Zeit, dass Ihr meinen Stall endlich wieder verlasst!?"

Hüter eines moralischen Kompasses

Sellmann erklärt, gerade von Menschen, die sich auf das Vorbild von Jesus von Nazareth bezögen, erwarte er, dass sie aufmerksame Hüterinnen und Hüter eines moralischen Kompasses seien. Doch das scheine nicht selbstverständlich zu sein.

Dieser Kompass aus dem, was Menschen einer Gesellschaft trotz aller Unterschiede vereine, sei eine kostbare Errungenschaft: "Es gibt Grenzen des Anstands, deren Unterbietung sehr Wertvolles beschädigt.

Es ist alles andere als harmlos, solche Grenzen des Anstands nur darum nicht mehr zu beachten, weil viele andere es tun."

Quelle:
KNA