Christen in Bethlehem erinnern an Geburt Jesu

Gazakrieg dauert an

Unter dem Eindruck des nicht endenden Nahost-Kriegs begehen die Christen in Jesu Geburtsstadt das Weihnachtsfest. Opulente Feiern gibt es nicht. Doch Patriarch Pizzaballa will sich die Zuversicht nicht nehmen lassen.

Autor/in:
Johannes Schidelko
24.12.2024: Touristen fotografieren an Heiligabend ein Banksy-Graffiti auf der Trennmauer in Bethlehem im Westjordanland / © Matias Delacroix/AP (dpa)
24.12.2024: Touristen fotografieren an Heiligabend ein Banksy-Graffiti auf der Trennmauer in Bethlehem im Westjordanland / © Matias Delacroix/AP ( dpa )

Überschattet vom andauernden Gazakrieg, haben am Dienstagnachmittag in Bethlehem im Westjordanland die christlichen Zeremonien zum Weihnachtsfest begonnen. 

Das katholische Oberhaupt im Heiligen Land, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, zog mit Hunderten Pfadfindern durch die Straßen der Stadt zur Geburtskirche.

24.12.2024: Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, der oberste römisch-katholische Geistliche im Heiligen Land, wird von der örtlichen Gemeinde empfangen, während er einen israelischen Militärkontrollpunkt von Jerusalem aus durchquert, um in der Geburtskirche in Bethlehem im Westjordanland, die von den Christen traditionell als Geburtsort Jesu Christi angesehen wird, an den Feiern zum Heiligen Abend teilzunehmen / © Nasser Nasser/AP (dpa)
24.12.2024: Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, der oberste römisch-katholische Geistliche im Heiligen Land, wird von der örtlichen Gemeinde empfangen, während er einen israelischen Militärkontrollpunkt von Jerusalem aus durchquert, um in der Geburtskirche in Bethlehem im Westjordanland, die von den Christen traditionell als Geburtsort Jesu Christi angesehen wird, an den Feiern zum Heiligen Abend teilzunehmen / © Nasser Nasser/AP ( dpa )

Weil Bethlehem wegen des Kriegs auch in diesem Jahr auf ausgelassene Feiern und Weihnachtsschmuck verzichtet, marschierten die Scouts ohne Musik und Trommlerchöre über die Sternstraße zum Manger Square (Krippenplatz). 

Einige trugen Spruchbänder mit der Aufschrift "We want life, not death" (Wir wollen Leben, nicht Tod). 

Auf einem Plakat war zu lesen: "Stoppt den Gaza-Genozid jetzt!". Vor dem zentralen Friedens-Zentrum wurde der Lateinische Patriarch von Bürgermeister Anton Salman und weiteren Persönlichkeiten der Stadt begrüßt.

Ansprache auf dem Krippenplatz

In einer kurzen Ansprache auf dem Krippenplatz rief Pizzaballa zu Frieden, Hoffnung und Zuversicht auf. 2024 sei "das schwierigste Jahr aller Zeiten" für die Region gewesen. 

"Aber wir dürfen dem Krieg nicht erlauben, dass er unser Leben zerstört". Er übermittelte den Menschen in Bethlehem die Grüße und Wünsche der Christen aus Gaza, wo er am Sonntag die Zerstörungen unmittelbar gesehen habe. 

24.12.2024: Die Sonne geht über den Häusern auf einem Hügel der Stadt Bethlehem im Westjordanland am Heiligabend auf. Foto: Matias Delacroix/AP / © Matias Delacroix/AP (dpa)
24.12.2024: Die Sonne geht über den Häusern auf einem Hügel der Stadt Bethlehem im Westjordanland am Heiligabend auf. Foto: Matias Delacroix/AP / © Matias Delacroix/AP ( dpa )

Aber er habe auch Leben und Zuversicht gesehen. "Wir geben nicht auf, niemals", sagte der Patriarch unter Applaus. Er rief Pilger in aller Welt auf, wieder ins Heilige Land zu kommen. 

Und er äußerte die Hoffnung, dass Bethlehem im nächsten Jahr den größten und schönsten Weihnachtsbaum aufstellen werde.

Kurz vor Mitternacht wird der Jerusalemer Patriarch in der Katharinenkirche die Messe der Weihnachtsnacht in Erinnerung an die Geburt Christi vor mehr als 2.000 Jahren feiern. 

Dazu wurde wie üblich auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas eingeladen, der sich dem Vernehmen nach von einem führenden Politiker vertreten lassen will. 

24.12.2024: Palästinensische Polizisten stellen sich am Heiligabend in der Stadt Bethlehem im Westjordanland neben der Geburtskirche auf. Foto: Matias Delacroix/AP / © Matias Delacroix/AP (dpa)
24.12.2024: Palästinensische Polizisten stellen sich am Heiligabend in der Stadt Bethlehem im Westjordanland neben der Geburtskirche auf. Foto: Matias Delacroix/AP / © Matias Delacroix/AP ( dpa )

Die Stadt Bethlehem hat sich im zweiten Kriegsjahr entschieden, auf alle öffentlichen Weihnachtsfeiern, einen Christbaum, festliche Beleuchtung und Deko zu verzichten. 

Auch eine Krippe, wie sie im vergangenen Jahr am Rand des Manger Square aufgebaut war, fehlte diesmal. 

Christen der Region unter sich

Anders als gewöhnlich, sind die Christen Bethlehems und der näheren Umgebung beim diesjährigen Weihnachtsfest erneut weitgehend unter sich.

Wegen internationaler Reisewarnungen kommen kaum ausländische Besucher ins Heilige Land. 

Aus den übrigen Teilen des Westjordanlands werden ebenfalls kaum Gäste in Christi Geburtsort erwartet - für die vom Tourismus lebenden Einheimischen ein weiterer schwerer Schlag.

Vor diesem Hintergrund wirkt Bethlehem - besonders die Umgebung der Geburtskirche - zum zweiten Weihnachtsfest in Folge trist und leer. 

Die meisten Menschen, die sich am Dienstagnachmittag auf dem Krippenplatz aufhielten, waren Polizisten und Journalisten.

Die Stadt Bethlehem

Das rund zehn Kilometer südlich von Jerusalem gelegene Bethlehem ist seit 1996 Teil der autonomen Palästinensergebiete. Die knapp 30.000 Einwohner zählende Stadt ist laut den biblischen Berichten der Geburtsort Jesu. Im Zusammenhang mit der Volkszählung unter dem römischen Kaiser Augustus heißt es beim Evangelisten Lukas: "Auch Josef machte sich auf den Weg. Von Nazareth in Galiläa ging er nach Bethlehem, das in Judäa liegt. Das ist der Ort, aus dem König David stammt."

Bethlehem (epd)
Bethlehem / ( epd )
Quelle:
KNA