Alix le Clerc hatte alles, was man für ein sorgloses Leben braucht. Die französische Kaufmannstochter wurde in Lothringen 1576 in eine wohlhabende Familie geboren und konnte so in ihrer Jugend ein angenehmes Leben genießen.
Als junges Mädchen soll sie eine begeisterte Tänzerin gewesen sein, die auch den Komplimenten junger Männer nicht abgeneigt gewesen sein muss. Ihre Eltern hatten den großen Wunsch, ihre Tochter adelig zu verheiraten und verschafften Alix daher viele Gelegenheiten zu tanzen.
Mit 17 Jahren erkrankte sie plötzlich schwer und las während ihrer Krankheit verschiedene geistliche Bücher. Nach ihrer Genesung wurde sie von Träumen und Visionen heimgesucht. So sah sie eine Wiege mit einem Haferhalm.
Bei dieser "war ein großer Hammer aus Eisen, der jedes Mal, wenn die Wiege sich von der einen Seite zur anderen neigte, gegen den Halm schlug".
Für Alix ein Zeichen, dass ihre Berufung immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden sollte. In einer anderen Vision sah sie die Gottesmutter, die ihr Beichtverhalten lobte. Diese Erkenntnis führte bei der jungen Frau zu einem Umdenken in Bezug auf ihren Lebenswandel.

Zuerst traf sie niemanden, der ihr dabei helfen konnte, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Das wurde erst möglich, als sie dem später heilig gesprochenen Augustiner Chorherren und Pfarrer Pierre Fourier begegnete.
Er sollte ihr geistlicher Vater werden. Von dessen geistlichen und pastoralen Tätigkeiten fühlte sie sich inspiriert, selbst ein Leben als Ordensfrau zu führen.
Ein Orden, um Gutes zu tun
Alix wollte aber bald auch eine christliche Frauengemeinschaft gründen, um Gutes zu tun. Das Weihnachtsfest 1597 gilt als Geburtsstunde des von ihr ins Leben gerufenen Ordens der Augustiner Chorfrauen der Congregatio Beatae Mariae Virginis.
Damals weihte Alix ihr Leben, gemeinsam mit drei weiteren Frauen, in der Kirche zu Mattaincourt dem Dienst in der Gnade Gottes.
Ihr Ziel war eine Reform der Kirche und die Erneuerung der Gesellschaft. Ein wirksames Mittel dafür sah sie in der Mädchenerziehung, da junge Frauen damals besonders benachteiligt waren.
So eröffnete sie - mit Unterstützung von Fourier - 1598 die erste schuldgeldfreie Mädchenschule in Poussay, der schnell weitere Schulen folgten.
Großer Zulauf
Nicht nur die Schulen erhielten großen Zulauf; auch die Gemeinschaft der Augustiner Chorfrauen war bald so beliebt, dass 1599 das erste Kloster in Mattaincourt errichtet werden konnte.
Es folgten weitere Häuser in Frankreich, um der wachsenden Gemeinschaft Platz zu bieten. Ihr Haus in Nancy wurde 1616 von Papst Paul V. approbiert und Maria Theresia von Jesus - wie Alix jetzt hieß - übernahm bis 1621 das Amt der Oberin.
Nur wenig später, 1622 und mit nur 46 Jahren, starb Maria Theresia von Jesus. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Kongregation bereits 13 Niederlassungen und breitete sich nach ihrem Tod auch in Deutschland aus.
1947 wurde die Ordensgründerin von Papst Pius XXII. seliggesprochen. Zur Mädchenerziehung, die der Seligen so am Herzen lag, verpflichtet bis heute eines der Gelübde der Augustiner Chorfrauen.
Maria Theresia von Jesus hatte es trotz ihrer guten Startbedingungen nicht leicht im Leben. Ihre Visionen machten ihr Angst, die Kirche entzog ihr die Leitung ihrer Gemeinschaft.
Trotzdem hielt sie an ihrem Glauben fest und trieb ihr Vorhaben voran. Damit ist sie ein Vorbild, sich auch bei Widerständen nicht vom eigenen Weg abbringen zu lassen.
Einen Nerv der Zeit getroffen
Noch dazu war ihr Anliegen geradezu revolutionär: Ordensfrau und Lehrerin sein - das war bis dato unvorstellbar gewesen.
Trotzdem etablierte die Selige eine Gemeinschaft von Frauen, die radikal ihr Ordensleben lebten und gleichzeitig apostolisch tätig waren. Der große Zulauf zeigt, wie sehr sie einen Nerv ihrer Zeit getroffen haben muss.
Ihr Wirken kann außerdem Anregungen geben, wie Veränderungen möglich sind:
Der Gedanke, Mädchen Bildung zu ermöglichen, um so Kirche und Gesellschaft zu verändern, zeugt von Weitblick und großer Geduld. Auf diese Art können auch heute Veränderungen von unten und daher nachhaltig angestoßen und gestaltet werden.
Eine schnelle Lösung mag nicht immer von Dauer sein und funktionieren. Daher sind auch Menschen heute gefragt, eine neue Denkweise einzunehmen und geduldig neue Wege auszuprobieren - sei es in der Kirche oder in der Gesellschaft.
Dabei kann es hilfreich sein, sich Verbündete zu suchen, so wie ihn Maria Theresia von Jesus in Pierre Fourier gefunden hatte.