Eine Gruppe um die Religionskritiker David Farago und Mario Ickert streitet mit der evangelischen Kirche um die Ausrichtung des Kirchentags im Jahr 2027. Ihr neu gegründeter Verein "40. Deutscher Evangelischer Kirchentag Düsseldorf 2027", beabsichtige, die Veranstaltung neu auszurichten, wie Farago auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erklärte.
Der in Fulda ansässige offizielle Deutsche Evangelische Kirchentag sieht durch die neue Gruppe seine Namensrechte verletzt. Da der Verein in keinerlei Zusammenhang zur Kirche stehe, habe er gegen die Gruppe ein gerichtliches Amtslöschungsverfahren eingeleitet.
Geld von der Stadt Düsseldorf
Die Aktivisten berufen sich auf eine Ankündigung der Stadt Düsseldorf vom Juni 2022, einem noch zu gründenden Verein für die Durchführung des Kirchentages 5,8 Millionen Euro zukommen zu lassen. Der am 31. Oktober 2024 ebenfalls in Fulda eingetragene kirchenkritische Verein verfolge genau diesen Zweck.
Die Gruppe wolle aber besonders Kirchenkritikern und Befürworten der Säkularisation ein Forum bieten. Laut Verein ist die christliche Leitkultur ohnehin obsolet. "Die globalen Probleme der Menschheit benötigen Antworten auf dem aktuellen Stand der Wissenschaften und keine Beschwichtigungsformeln aus grauer Vorzeit", so Farago.
Stadt will keine Förderung zahlen
Ein Sprecher der Stadt Düsseldorf erklärte, Fördergelder würden nur an einen Verein gezahlt, der eindeutig mit dem offiziellen Kirchentag assoziiert werde. Ob die Aktivisten die Gelder trotzdem zumindest beantragen könnten, sei unklar.
Der Evangelische Kirchentag hatte zuvor in einer Mitteilung kritisiert, der Verein eigne sich die kulturelle Geschichte des Kirchentages und des Protestantismus an. Generalsekretärin Kristin Jahn erklärte, die Veranstaltung lade eigentlich zum respektvollen Dialog über Glaubensgrenzen hinweg ein. Ickert sei als Vertreter humanistischer Netzwerke bereits einer Einladung zum Mitwirken am Kirchentag 2025 in Hannover gefolgt. "Umso irritierender ist für uns nun deren Entscheidung, mit der Gründung eines Vereins unter unserem Namen die Grenzen des respektvollen Miteinanders zu überschreiten."
Bürgerbegehren der Aktivisten erfolglos
Die Aktivisten hatten bereits 2022 ein Bürgerbegehren gegen die Einladung der Veranstaltung nach Düsseldorf initiiert. Dieses hatte allerdings nicht die erforderliche Unterstützung erfahren.
Der neue Verein möchte seine Pläne nun auf einer Pressekonferenz am Donnerstag in Düsseldorf vorstellen. Zu den Unterstützern des Vereins zählen nach dessen Angaben die frühere Bundestagsabgeordnete Ingrid Matthäus-Maier und der Philosoph Michael Schmidt-Salomon.