Der Passauer Bischof Stefan Oster hat eine "Überflutung der menschlichen Herzen und Köpfe mit elektronischem Entertainment" kritisiert. "Auch weil wir uns so lange an der Oberfläche digitaler Medien aufhalten, kommen wir nicht mehr in die Konfrontation mit der eigenen Tiefe", sagte er am Donnerstag der "Tagespost".
Der Bischof mahnte, soziale Medien bräuchten eine Neuaufstellung, weil differenzierte Argumentation und ein Ringen um das bessere Argument dort kaum noch möglich seien. Er versuche jedoch selbst, die sozialen Medien zur Kommunikation mit Interessierten zu nutzen. "Trotzdem sehe ich, dass es Blasenbildungen gibt und nicht automatisch wirklichen Dialog mit den anderen", so Oster.
Kirchensteuersystem änderungsbedürftig?
Der Bischof von Passau betonte zu Beginn der Fastenzeit die Notwendigkeit zur Umkehr. Es gebe keinen Heilsautomatismus, so Oster weiter. "Dass dieser kritische Punkt in Vergessenheit geraten ist, hängt zum Beispiel auch mit der Wohlstandserfahrung zusammen: 'Wovon soll ich denn erlöst werden und zu was? Es geht mir doch gut.'", so Oster.
Er ergänzte, es gebe in Deutschland mehr Menschen, die von der Kirche ihr Geld bekommen und damit ihren Lebensunterhalt verdienen als Menschen, die aus den Sakramenten leben. Deswegen träfen Versuche, das Thema Evangelisierung in der Tiefe anzugehen, eher auf Widerstände von innen als von außen.

Oster erklärte, er glaube, dass die Kirche durch die wirtschaftliche Versorgung über das System "spirituell ärmer geworden" sei. Daher sehe er das deutsche Kirchensteuersystem zwiespältig: "Auf der einen Seite gibt es in mir die Stimme, die sagt: Wir brauchen ein neues System, damit die Kirche in die Tiefe kommt und neu daraus zu leben lernt. Auf der anderen Seite habe ich in meinem Bistum ein paar tausend großartige Mitarbeiter, die ihren Dienst tun und deren Existenz vom System abhängt." Mittelfristig sehe er eine deutliche Systemveränderung kommen.
In Deutschland ist die Kirchensteuer eine gesetzlich festgelegte Abgabe der Kirchenmitglieder. Sie wird über das staatliche Finanzamt eingezogen und an die Kirchen weitergegeben. Der Staat erhält dafür etwa drei Prozent des Steuereinkommens.