DOMRADIO.DE: Ist Irland eine schlangenfreie Zone?

Beate Steger (Autorin und Pilgerexpertin): Absolut. Der Heilige Patrick hat eine solche Wirkung, dass das aufgehört hat. Da ist bestimmt keine Schlange mehr zu sehen. Vielleicht eine Blindschleiche, aber die gefährlichen Schlangen sind alle weg.
DOMRADIO.DE: Waren Sie in Irland auch oben auf dem besagten Berg?
Steger: Nein. Auf meiner einjährigen Fahrrad-Weltreise war ich vier Wochen in Irland. Ich habe schon mystische Ecken gesehen, Steinkreise und alte Kirchen. Aber auf diesem Berg war ich tatsächlich noch nicht.
DOMRADIO.DE: Dieser Berg ist ja nur ca. 750 Meter hoch, ist es ein schwerer Weg?
Steger: Ja, der Aufstieg dauert etwa vier Stunden. Man beginnt bei der Kirche Murrisk Abbey und geht von dort zum Gipfel. Besonders am Ende wird der Weg ziemlich steil, er besteht aus losem Geröll und es gibt keine Serpentinen, die den Aufstieg erleichtern würden. Trotzdem kommen viele Leute, die den Gipfel erreichen wollen.
DOMRADIO.DE: Wieso kommen so viele Pilger am letzten Juli-Wochenende zu diesem Croagh Patrick?
Steger: Es gibt einen besonderen Gottesdienst, den sogenannten Reek Sunday, der morgens um 8.00 Uhr beginnt. Danach geht es auf den Berg. Manche Pilger gehen sogar barfuß oder rutschen auf ihren Knien, was bei dem Geröll einen besseren Stand bieten kann. An diesem Tag kommen bis zu 30.000 Pilger, die an der Zeremonie teilnehmen.
DOMRADIO.DE: Wer möchte, kann auch eine längere Variante wählen. Diese beginnt nicht am Croagh Patrick Visitor Centre in Murrisk, sondern an der Ballintubber Abbey. Das klingt viel sympathischer als Ausgangspunkt.
Steger: Ja, das könnte man tatsächlich auch gut an zwei Tagen machen. Die Strecke ist wunderschön, 35 Kilometer entlang der Küste der Clew Bay. Es gibt viele besondere Highlights, wie die alte Abbey aus dem 13. Jahrhundert, eine Ruine, in der man auch den Rest einer alten Herberge sehen kann. Hier haben sich Pilger im Mittelalter auf ihre Reise vorbereitet. Für Pilger ist es besonders, solche alten Stätten zu entdecken, wie zum Beispiel ein Waschbecken, in dem sich die Pilger sowohl körperlich als auch symbolisch gereinigt haben. Es ist etwas ganz Besonderes, diesen historischen Bezug zu spüren und zu wissen, dass vor mir schon viele andere Menschen denselben Weg gegangen sind.
DOMRADIO.DE: Das passt perfekt zu Irland, mit seiner mystischen Atmosphäre, alten Steinen und historischen Grabsteinen.
Steger: Das finde ich auch schön. Es ist viel interessanter, wenn man nicht einfach nur vor sich hinläuft, sondern immer wieder von alten Dingen unterbrochen wird. Ich bin zu gerne als Entdeckerin unterwegs, so was gefällt mir unheimlich gut.
DOMRADIO.DE: Am Ende eines Pilgerwegs gibt es oft das Grab eines Heiligen, wie zum Beispiel das von Matthias in Trier oder Jakobus in Santiago de Compostela. Gibt es so etwas auch in Irland?
Steger: Ja, es gibt tatsächlich einen "Saint Patrick's Way" in Nordirland, der 132 Kilometer lang ist, also etwa 82 Meilen. Er verbindet die Orte Armagh und Downpatrick, die eng mit dem Heiligen Patrick verbunden sind. In Armagh gründete er 445 nach Christus seine erste große Steinkirche, und begraben wurde er schließlich in der Down Cathedral in Downpatrick. Also das ist dann fast so, als ob man zum Jakobus nach Santiago de Compostela pilgern würde.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.