Es war wie ein Sprung in eine andere Zeit. Auf dem Platz vor der Geburtskirche von Bethlehem, der seit Beginn des Gazakrieges in der Regel menschenleer ist, warteten am Samstag plötzlich hunderte Menschen auf Einlass und auf Zugang zur Grotte Christi unter dem Hauptaltar. Anlass war die Pilgerfahrt des Patriarchal-Vikariats für Migranten und Asylsuchende, das jedes Jahr am zweiten Samstag im Dezember die Geburtsstadt Christi besucht.
Eingeladen waren katholische Inderinnen und Inder, die insbesondere als Krankenhauskräfte und Hausangestellte in Tel Aviv und Jaffa leben. Während seit dem 7. Oktober 2023 wegen der internationalen Reisewarnungen kaum Ausländer nach Bethlehem kommen, konnten die in Israel tätigen Christen mit acht Bussen und in drei Sprachgruppen aus der Küstenregion nach Bethlehem reisen und dort Gottesdienste feiern.
"Nur wenige Stunden"
Die Cafe-Besitzer, Holzschnitzer und Souvenirhändler rund um die 1.500 Jahre alte Basilika, die seit 14 Monaten so gut wie keinen Umsatz machten, waren froh über die Gäste und die Kundschaft. Aber es "nur für wenige Stunden, dann sind wir wieder allein", sagte ein Geschäftsmann auf der Milchgrottenstraße.
Anders als in "normalen" Jahren verzichtet Bethlehem diesmal auf öffentliche Weihnachtsfeiern und -dekorationen. Allerdings begehen die Katholiken das Geburtsfest Jesu am 24. Dezember mit einem Gottesdienst des Lateinischen Patriarchen Kardinal Pierbattista Pizzaballa in ihrer Katharinen-Kirche direkt neben der orthodoxen Geburtskirche.