Friedhöfe sind Seismographen des gesellschaftlichen Wandels

Dem Zeitgeist unterworfen

Wie alles andere sind auch Friedhöfe dem Zeitgeist unterworfen. Anlässlich des fünfjährigen Jubiläums der Friedhofskultur als immaterielles Kulturerbe wurde nun in Berlin-Mitte über ihre Zukunft diskutiert.

Skulptur eines Engels auf einem Grab / © Krotnakro (shutterstock)

Veränderungen des Zusammenlebens und der gesellschaftlichen Strukturen wie zunehmende Mobilität und religiösse Vielfalt würden hier dokumentiert, sagte Kuratoriums-Geschäftsführer Tobias Pehle am Donnerstagabend in Berlin. Entsprechend wichtig sei es, sich mit dem Erhalt und der Weiterentwicklung des Kulturgutes Friedhof auseinanderzusetzen.

Pehle äußerte sich bei einer Diskussionsveranstaltung "5 Jahre Immaterielles Kulturerbe 'Friedhofskultur in Deutschland'" in der Turrell-Kapelle auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof. Auf dem Friedhof treffe die Endlichkeit des Menschen auf die Unendlichkeit Gottes, sagte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs. 

Probleme beim Erhalt der Friedhofskultur

"Dorthin kommen die Lebenden, um ihre Toten zu ehren und die Einmaligkeit eines jeden Menschens wertzuschätzen." Insbesondere in Zeiten, in denen der Schutz des Lebens keine Selbstverständklichkeit sei, sei es wichtig, diese Orte zu pflegen.

Die CDU-Politikerin Britta Behrendt wies auf die Probleme hin, vor denen viele Kommunen beim Erhalt der Friedhofskultur stehen. "Immer weniger Menschen wählen die klassische Form einer Beerdigung auf einem Friedhof. Das stellt uns als Stadt bei der Finanzierung der Pflege vor eine grosse Herausforderung", sagte die Staatssekretärin für Klimaschutz und Umwelt in der Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt.

Das Stichwort: Friedhofskultur

Die Friedhofskultur in Deutschland ist seit 2020 "immaterielles Kulturerbe". Auf Empfehlung der Deutschen Unesco-Kommission beschloss die Kultusministerkonferenz im März 2020 die Aufnahme in das bundesweite Kulturerbe-Verzeichnis.

Das immaterielle Erbe Friedhofskultur bezieht sich dabei "auf das, was Menschen auf dem Friedhof tun - trauern, erinnern und gedenken" sowie auf das Gestalten, Pflegen und Bewahren. Es sind also nicht die Friedhöfe selbst, die zum Unesco-Welterbe ernannt wurden, das wäre quasi materielles Erbe.

Friedhof im Frühling / © Harald Oppitz (KNA)