Kirche, Politik und Gesellschaft reagieren auf den Tod von Franziskus

"Mit dem Herzen denken"

Die Nachricht vom Tod des Heiligen Vaters ruft Reaktionen von Staats‑ und Kirchenvertreter weltweit hervor. Darin wird vor allem seinem Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit gedacht. Ein Überblick über die zahlreichen Abschiedsworte.

Kardinal Pietro Parolin, Vatikanischer Staatssekretär, betet vor dem Leichnam von Papst Franziskus, der in seiner Privatkapelle im Vatikan aufgebahrt ist. / © Vatican Media/Vatican Media/AP (dpa)
Kardinal Pietro Parolin, Vatikanischer Staatssekretär, betet vor dem Leichnam von Papst Franziskus, der in seiner Privatkapelle im Vatikan aufgebahrt ist. / © Vatican Media/Vatican Media/AP ( (Link ist extern)dpa )

Kardinal Pizzaballa: Franziskus war Brückenbauer

Kardinal Pierbattista Pizzaballa / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)

Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, hat den verstorbenen Papst als herausragenden Kirchenführer gewürdigt. Franziskus sei in der Lage gewesen, Brücken zwischen Völkern, Kulturen, Religionen und Kirchen zu bauen, sagte der italienische Ordensmann am Dienstag. Den Einsatz für Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit sowie die Nähe zu den Armen bezeichnete Pizzaballa als wesentliche Faktoren des zu Ende gegangenen Pontifikats. Damit hinterlasse Franziskus der Kirche ein wichtiges Vermächtnis.

Erneut betonte Pizzaballa die besondere Verbundenheit von Franziskus mit der christlichen Gemeinde im Gazastreifen. Seine regelmäßigen Anrufe hätten der Gemeinde in Zeiten des Krieges etwas Stabiles und Tröstliches gegeben. Dabei habe der Papst eine Sprache gesprochen, "die Kameras nicht einfangen können, die aber sehr stark ist: das Gebet". Überhaupt sei Franziskus eine Persönlichkeit gewesen, "die in der Lage war, mit dem Herzen zu denken und nicht nur mit dem Verstand". Dies habe es ihm ermöglicht, "Dinge zu tun, die gemäß den Protokollen, gemäß den verschiedenen Terminplänen niemals möglich gewesen wären".

Sinti und Roma würdigen Franziskus

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma hat Papst Franziskus als mutigen Streiter für Minderheiten gewürdigt. "Mit dem Tod von Papst Franziskus verlieren wir eine wichtige Stimme im Kampf gegen die Egoismen eines Nationalismus in Europa", sagte der Zentralrats-Vorsitzende Romani Rose am Dienstag in Heidelberg. "Wir verlieren einen Mann, der mit großem Nachdruck auf die Ursachen von Flucht aufmerksam gemacht hat: Kriege, Ausbeutung, Klimakrise und wirtschaftliche Ungleichheit." Franziskus habe Armen, Kranken und Schwachen eine Stimme gegeben.

Rose erinnert an die Treffen von Papst Franziskus mit Roma-Gruppen in Rumänien sowie an seine Reise zu Flüchtlingen auf der Mittelmeerinsel Lampedusa. Der Zentralrats-Vorsitzende erinnerte an das Zitat von Franziskus, der sich gegen eine "Globalisierung der Gleichgültigkeit" gewandt habe. Papst Franziskus war am Ostermontag nach einem Schlaganfall gestorben. Der 88-Jährige stand seit 2013 an der Spitze der weltweiten katholischen Kirche.

Kondolenzbücher für Papst in Berliner Hedwigskathedrale und Nuntiatur

Erzbischof Heiner Koch / © Nicolas Ottersbach (DR)
Erzbischof Heiner Koch / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Nach dem Tod von Papst Franziskus können sich in Berlin Trauernde ab dem heutigen Dienstag in der Sankt Hedwigs-Kathedrale in ein Kondolenzbuch eintragen. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch und weitere Bistumsvertreter machten den Anfang, wie das Erzbistum mitteilte. Ab Freitag wird zudem in der Apostolischen Nuntiatur in Berlin-Neukölln ein Kondolenzbuch ausliegen. Wer möchte, kann sich dort nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz ab 13.00 Uhr sowie am 28. und 29. April jeweils zwischen 10.00 und 17.00 Uhr eintragen.

Für die katholische Kirche in Deutschland wollen sich am Freitag als Erste der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und der Papst-Botschafter in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, eintragen. In den nächsten Tagen wollen sich auch Vertreterinnen und Vertreter der Verfassungsorgane beteiligen, wie es hieß. Papst Franziskus war am Ostermontagmorgen im Alter von 88 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Die Beerdigung findet am Samstag in Rom statt. An den Trauerfeierlichkeiten auf dem Petersplatz werden auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) teilnehmen. Anschließend wird Franziskus in seiner römischen Lieblingskirche Santa Maria Maggiore beigesetzt.

Moskauer Patriarch würdigt Papst Franziskus

Dieses von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik via AP veröffentlichte Foto zeigt Patriarch Kyrill bei der Leitung eines orthodoxen Ostergottesdienstes in der Christ-Erlöser-Kathedrale.
 / © Pavel Bednyakov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa (dpa)
Dieses von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik via AP veröffentlichte Foto zeigt Patriarch Kyrill bei der Leitung eines orthodoxen Ostergottesdienstes in der Christ-Erlöser-Kathedrale. / © Pavel Bednyakov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa ( (Link ist extern)dpa )

Als "weltweite Stimme für Gerechtigkeit und Mitgefühl" hat der orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. den am Ostermontag gestorbenen Papst Franziskus gewürdigt. Dessen Engagement, "solidarisch mit den Leidenden und Ausgegrenzten zu sein, war von besonderer Bedeutung", schreibt das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt in einer an den päpstlichen Kämmerer (Camerlengo), Kardinal Kevin Farrell, gerichteten Botschaft. Kyrill erinnerte an das historische Treffen zwischen Papst Franziskus und ihm 2016 in Havanna/Kuba; das erste Treffen zwischen einem Papst und einem Patriarchen von Moskau überhaupt.

Die Begegnung, so der Patriarch, spiegele den gemeinsamen Wunsch der Kirchen wider, jene "Wunden zu heilen, die durch Konflikte der fernen und jüngsten Vergangenheit entstanden sind" und "die Bemühungen zu vereinen, das Evangelium Christi und das gemeinsame Erbe der Kirche des ersten Jahrtausends zu bezeugen". Der Moskauer Patriarch nutzte sein Schreiben auch, um den Papst einmal mehr für die politische russische Agenda zu instrumentalisieren. Wörtlich lobte er die "Erklärungen des Papstes zur Verteidigung der Religionsfreiheit", insbesondere jene bezüglich der "verfolgten Ukrainischen Orthodoxen Kirche" (UOK). Dass Papst Franziskus zugleich auch immer wieder seine Solidarität mit dem unter dem Krieg leidenden ukrainischen Volk bekundete, erwähnte Kyrill nicht.

Die UOK steht in der Ukraine schwer unter Druck, weil ihr vorgeworfen wird, nach wie vor mit Moskau zu sympathisieren. Die Regierung in Kiew unterstützt die mit der UOK konkurrierende Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU). Würdigung und Beileid zum Tod von Papst Franziskus kamen auch vom bulgarisch-orthodoxen Patriarchen Daniel. Es sei kein Zufall, dass das letzte autobiografische Buch von Franziskus den Titel "Hoffnung" trug, so der Patriarch in einer Erklärung in Sofia: "Mit dieser Hoffnung, mit der er sein Leben gelebt hat, mit dieser lebendigen Erwartung der Auferstehung, die in der Person des Siegers über den Tod, des Gottmenschen Jesus Christus, bereits hier unter uns ist, wenden wir uns im Gebet an Gott für die Ruhe der Seele von Papst Franziskus."

Bundespräsident und Bundeskanzler fahren zur Papst-Beerdigung

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der amtierende Bundeskanzler Olaf Scholz werden am Samstag an der Trauerfeier für den verstorbenen Papst Franziskus in Rom teilnehmen. Wie das Bundespräsidialamt am Dienstag auf X mitteilte, wird Steinmeier die offizielle deutsche Delegation anführen. Mit ihm wird laut Bundespresseamt der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mitfliegen. Papst Franziskus war am Montagmorgen im Alter von 88 Jahren gestorben.

Der Protestant Steinmeier war dem Papst mehrfach begegnet; auch seine Gattin Elke Büdenbender, die katholisch ist, hatte an Treffen mit Franziskus teilgenommen. Steinmeier hatte den Papst am Montag als "leuchtendes Zeichen der Hoffnung, glaubwürdigen Anwalt der Menschlichkeit und überzeugenden Christen" gewürdigt. Scholz, der aus der Kirche ausgetreten ist, hatte den Papst für seinen Einsatz für Soziales und Versöhnung gelobt.

Queeres katholisches Komitee mit Lob und Kritik für Franziskus

Das Katholische LSBT+ Komitee beurteilt die Amtszeit des verstorbenen Papstes gemischt. "Gerade mit Blick auf seine Amtsvorgänger kann man Papst Franziskus wohl als den besten Papst bezeichnen, den queere Gläubige jemals hatten", erklärte Co-Sprecher, Hendrik Johannemann am Dienstag in Recklinghausen. Auf einer pastoralen Ebene habe Franziskus einen atmosphärischen Wandel angestoßen. Gleichzeitig habe er nichts Greifbares verändert. Der Katechismus etwa beinhalte weiterhin verletzende Passagen zu Homosexualität. Auch die Segnung von queeren Paaren sei kein konsequentes Bekenntnis zu einer offeneren Kirche, da es sich nur um einen spontanen Segen im Vorbeigehen handele, der zudem das Paar an seine angebliche Sündigkeit erinnern solle.

Das Komitee hob positiv hervor, dass Franziskus direkt mit queeren Menschen telefoniert, ihnen persönliche Briefe geschrieben und einzelne queere Gruppen und queer-freundliche Seelsorger im Vatikan empfangen habe. Der verstorbene Pontifex sei an vielen Stellen ein zugewandter Seelsorger für die Schwächsten und Ausgegrenzten, auch für queere Gläubige, gewesen.

Negativ sei, dass der Vatikan an dem Wort "Gender-Ideologie" festgehalten habe. Das zeige, dass der Vatikan weiter ohne Blick nach außen einer Ideologie anhängt, die die Würde und die Menschenrechte von trans- und intergeschlechtlichen, nicht-binären sowie homo- und bisexuellen Menschen verletze und Futter für Anfeindungen liefere. Auch die Bilanz für Frauen sei durchwachsen. Zwar habe er vereinzelt Frauen in Gremien berufen, doch insgesamt sei auch unter seinem Pontifikat die Gleichberechtigung unzureichend geblieben. Zur Debatte um die Weihe von Diakoninnen oder Priesterinnen sei von ihm kein Impuls ausgegangen, kritisierte das Komitee.

"Ich habe die große Hoffnung, dass sein Nachfolger auf dem Stuhl Petri die dringend notwendigen Reformen der römisch-katholischen Kirche mit Mut weiter vorantreibt, damit die Kirche endlich zu einem Ort wird, an dem queere Menschen ihren Glauben in Fülle und ohne Angst leben können", sagte Johannemann. Das Katholische LSBT+ Komitee ist ein kirchenpolitisches Arbeitsbündnis von Katholikinnen und Katholiken aus verschiedenen christlichen LSBT+ Gruppen, das sich für deren Gleichberechtigung in der römisch-katholischen Kirche einsetzt. Mit dem englischen Wort queer bezeichnen sich Menschen, die nicht heterosexuell sind oder deren geschlechtliche Identität nicht mit gesellschaftlichen Rollenbildern übereinstimmt.

Bischof von Essen: Neuer Papst soll Kurs von Franziskus fortsetzen

Bischof Franz-Josef Overbeck / © Nicolas Ottersbach (DR)
Bischof Franz-Josef Overbeck / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Essens Bischof Franz-Josef Overbeck wünscht sich von Papst Franziskus' Nachfolger, dass dieser den Reformkurs in der katholischen Kirche fortsetzt. An den wahrgenommenen und auf den Weg gebrachten Schritten und Maßnahmen solle "im Blick auf die Realisierung des Zweiten Vatikanischen Konzils" weitergearbeitet werden, so Overbeck am Dienstag in WDR 5.

Beim Konzil vor gut 60 Jahren ging es um eine Aktualisierung der kirchlichen Tradition und Lehre und die Frage, wie die Kirche ihre Botschaft unter den Bedingungen der modernen Welt und von weltanschaulichem Pluralismus verkünden kann. Overbeck sagte außerdem, er wünsche sich einen neuen Papst, der auf den Frieden, die Weltwirtschaft und die Bewahrung der Schöpfung achte.

Papst Franziskus beschrieb Overbeck aus persönlichen Begegnungen als einen sehr aufmerksamen Menschen. Außerdem sei der Verstorbene ein Papst gewesen, der wusste, dass die Kirche sich weiterentwickeln müsse, "damit sie bei ihrer Größe von jetzt 1,4 Milliarden Menschen zusammenbleibt".

Bischof Ipolt: Papst hat müde Kirche Europas aufgeweckt

Bischof Wolfgang Ipolt / © Sven Döring (KNA)

Der katholische Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt hat Elan und Zugewandtheit des verstorbenen Papstes gewürdigt. "Mit Franziskus hat ein Südamerikaner insbesondere der etwas müde gewordenen Kirche in Europa gezeigt, dass wir ohne Freude am Christsein kaum ansteckend und überzeugend sein werden", erklärte er am Dienstag. "Seine unkomplizierte und den Menschen zugewandte Art hat vielen imponiert." Papst Franziskus war am Montagmorgen im Alter von 88 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben.

Ipolt sagte, er sei auch dankbar für Franziskus' besonderen Blick für alle Bedrängten und Menschen an den Rändern der Gesellschaft. Der Papst habe zudem einen neuen Stil des Miteinanders von Klerikern und Laien in die Kirche "eingepflanzt". Diese Anstöße werde man noch weiter vertieft müssen.

Kardinal Ravasi: Papst waren Frauen und Jugend besonders wichtig

Kardinal Gianfranco Ravasi / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)

Papst Franziskus lagen nach Worten von Kurienkardinal Gianfranco Ravasi Frauen und Jugendliche besonders am Herzen. Der verstorbene Pontifex habe Frauen immer unterstützen wollen. Deshalb sei sein Wunsch nach einer Beisetzung in der Basilika Santa Maria Maggiore, "im Schoß einer Frau", ein bedeutendes Zeichen, sagte der Kardinal am Dienstagmorgen vor Journalisten in Rom.

Er habe oft mit Franziskus über Themen wie Kultur, Erziehung, Bildung und das digitale Zeitalter gesprochen, so der frühere vatikanische Kulturminister. Er äußerte sich vor Beginn eines Treffens von Kardinälen in der Synodenaula, bei dem Details zur Trauerfeier für den am Montag gestorbenen Papst festgelegt werden sollen.

Bischof Bätzing: Frauen waren Schlüsselthema für Papst Franziskus

Bischof Georg Bätzing / © Nicolas Ottersbach (DR)
Bischof Georg Bätzing / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Die Förderung von Frauen in der katholischen Kirche war aus Sicht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, ein Schlüsselthema für Papst Franziskus. Zwar habe er Verständnis dafür, dass viele Menschen, die sich von Franziskus auch eine Öffnung der Weiheämter erhofft hatten, vom Pontifikat enttäuscht gewesen seien, sagte Bätzing am Dienstag im Deutschlandfunk. "Ich glaube aber, der Papst wusste um seine Möglichkeiten und seine Grenzen." Der Limburger Bischof fügte hinzu: "Die großen Entscheidungen kann nicht ein Papst alleine treffen. Aber er bahnt sie an."

Wichtig sei in diesem Zusammenhang, dass Franziskus Frauen im Vatikan in leitende Positionen berufen habe, die zuvor Kardinälen vorbehalten gewesen waren. Aus Bätzings Sicht gibt es dadurch die Aussicht darauf, dass sich auch das Priesteramt in der katholischen Kirche noch für Frauen öffnen könne. "Es wird sich zeigen, dass dieser Schritt eine notwendige Folge sein kann."

Schönborn: Papstamt überfordert jeden

Kardinal Christoph Schönborn / © Stephan Schönlaub (Erzdiözese Wien)

Für das Papstamt für 1,4 Milliarden Katholiken weltweit hält der Wiener Kardinal Christoph Schönborn grundsätzlich niemanden geeignet. Es sei für jeden eine Überforderung, sagte Schönborn (80), selbst über Jahrzehnte ein Papstkandidat und seit kurzem im Ruhestand, dem ORF zum Tod von Papst Franziskus am Ostermontag. Neben einem tiefen Glauben müsse der künftige Papst aber zweifellos die Gabe haben, die weltweite katholische Kirche angesichts einer unglaublichen Vielfalt zu verbinden. Auch müsse er über die Grenzen der eigenen Kirche hinausschauen.

Mit Blick auf Franziskus sagte Schönborn: "Dieser Mann hat so viel bewegt - jetzt mit 88 Jahren darf man abtreten. Er hat uns großartige Wege geöffnet." Und der Kardinal freute sich auch mit seinem Chef: "Er durfte zu Ostern sterben. Bitte - was ist für einen Christen schöner? Wir glauben ja an die Auferstehung." Traurig sei er, weil Franziskus "uns fehlt; glücklich bin ich, weil er heimgekehrt ist".

Schönborn erzählte in dem Interview auch eine persönliche Anekdote: "Ich treffe ihn am Gang im Gästehaus Santa Marta, und er fragt: 'Wo wollen Sie hin?" - 'Zur Sitzung des Synodenrates.'" Daraufhin nahm ihn der Papst mit hinunter in die Garage - "und wir steigen in den kleinen Fiat ein. Er sitzt vorn neben dem Fahrer; ich sitze hinten, und los geht die Fahrt."

Zur Überraschung der Schweizergardisten fahre der Wagen dann aus dem Vatikan hinaus, so Schönborn - denn die Sitzung fand außerhalb des Vatikans statt. "Und ich habe mir gedacht", so der auswärtige Kardinal, "vielleicht geht er ja auch zu dieser Sitzung" Aber nein - "er bringt mich dorthin; und wie wir ankommen, sagt er, es hat ihm Spaß gemacht, ein bisschen auszubüxen aus dem Vatikan". Er habe ihn, Schönborn, verabschiedet und sei dann wieder zurückgefahren. "Das war Franziskus, wie er leibt und lebt."

Kardinal Marx über wichtige Kriterien für nächsten Papst

Reinhard Kardinal Marx / © Daniel Karmann (dpa)

Bei der Wahl des künftigen Papstes spielt es nach Aussage des Münchner Kardinals Reinhard Marx keine Rolle, von welchem Kontinent dieser kommt und welche Sprache er spricht. Es gehe um eine Person, die verbinden und Menschen zusammenführen könne, sagte Marx am Montagabend im ZDF-"heute journal". Zugleich solle diese auch geistlich geprägt sein und vom Evangelium her kommen.

"Wir brauchen keinen Funktionär, wir brauchen keinen Manager, wir brauchen jemanden, der das, was den Kern des christlichen Glaubens ausmacht, auch wirklich zur Sprache bringen kann - und zwar weltweit", erläuterte der Kardinal die Kriterien. Gerade in Zeiten, wo große Weltorganisationen attackiert würden und nationale Interessen sowie Polarisierungen überhand nähmen, werde deutlich, dass die katholische Kirche eine ziemlich einmalige Institution sei.

Die Menschen sehnten sich nach einer Stimme, die dass Interesse aller Menschen auf einen Punkt bringe. Für Marx ist es das zweite Konklave, an dem er teilnehmen wird. Er ist einer von drei deutschen wahlberechtigten Kardinälen - neben dem Kölner Rainer Maria Woelki und dem früheren Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde, Gerhard Ludwig Müller.

Trump und Ehefrau wollen zum Papstbegräbnis

US-Präsident Donald Trump will gemeinsam mit Ehefrau Melania zum Begräbnis von Papst Franziskus in den Vatikan reisen. Das kündigte er am Montagabend auf seiner Plattform Truth Social an. Zuvor hatte er es vor Journalisten noch offen gelassen, ob er zur Beisetzung nach Rom reisen wird. "Ruhe in Frieden, Papst Franziskus!", hatte Trump zunächst kurz auf Truth Social gepostet. Beim traditionellen Ostereier-Rollen am Weißen Haus nannte er den Papst einen "guten Mann, der hart gearbeitet hat. Er liebte die Welt - und es ist eine Ehre, das zu tun." Trumps Verhältnis zu Franziskus galt als angespannt, nachdem der Papst immer wieder vor allem die Migrationspolitik des US-Präsidenten und seiner Regierung massiv kritisiert hatte. 

Ungeachtet dessen war Trumps Vize JD Vance am Sonntagvormittag der letzte offizielle Besucher, den Papst Franziskus vor seinem Tod empfangen hatte. Der Vizepräsident zeigte sich betroffen von der Todesnachricht, die ihn in Indien erreichte. "Mein Herz ist bei den Millionen Christen auf der ganzen Welt, die ihn liebten", erklärte Vance über die Sozialen Medien: "Ich freute mich, ihn gestern zu sehen - obwohl er offensichtlich sehr krank war."

Schavan: Kirche braucht auch künftig Versöhner

Annette Schavan / © Julia Steinbrecht (KNA)

Die Kirche muss den Auftrag des verstorbenen Papstes Franziskus annehmen: Dazu hat die frühere Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) aufgerufen. Sie brauche "einen Versöhner - keinen Spalter", sagte Schavan im "Brennpunkt" des Ersten am Montagabend. Der Papst sei ein Gegenmodell zur derzeitigen Weltlage gewesen - als großer Versöhner und Fürsprecher der Armen.

Auch sei das Christentum von Beginn an politisch gewesen, sagte die Politikerin, die auch mehrere Jahre Vatikanbotschafterin war. Wer heute fordere, die Kirche solle sich aus der Politik heraushalten, habe "das Christentum vielleicht falsch verstanden". Angelegenheiten der Welt beträfen alle Christinnen und Christen - und eben auch den Papst. Zuvor hatte Schavan der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) gesagt, Franziskus habe während seines Pontifikates "unermüdlich gekämpft für ein Christentum, das der Versöhnung, dem Frieden und der Sorge für die Armen dient". Er sei ein Kämpfer und ein zutiefst liebender Mensch gewesen.

Thierse: Papst Franziskus hat Kirche "erheblich geweitet"

Wolfgang Thierse / © Jens Kalaene (dpa)

Als wichtigen Papst hat der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse den verstorbenen Franziskus gewürdigt. Als erster nicht-europäischer Papst habe er den Blick der katholischen Kirche "erheblich geweitet und viel Bewegung in die Kirche gebracht", sagte der SPD-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstag). "Zugleich hat er es vermocht, die extreme Spannung zwischen den konservativen Beharrungskräften und den ungeduldigen Modernisierungskräften auszugleichen."

Diese "hochschwierige Aufgabe" habe auf beiden Seiten zu Unzufriedenheit geführt - "was nicht gegen das Wirken des Papstes spricht", betonte Thierse, der lange Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) war. "Denn man kann eine universale Kirche nicht nach den Vorstellungen nur eines Teils ausrichten. Das müssen vor allem die Europäer verstehen." Auf die Frage nach der Zukunft sagte der Politiker, man müsse mit Überraschungen rechnen. "Die Lage ist unübersichtlich", so Thierse. "Denkbar ist ein Nachfolger aus Afrika oder Asien."