Halbzeit bei der Welt-Aids-Konferenz in Toronto

Eine globale Verpflichtung

Das Internationale Rote Kreuz hat ein Fünfjahres-Programm zur Bekämpfung und Prävention von Aids angekündigt. Schwerpunkt der Maßnahmen seien die afrikanischen Staaten südlich der Sahara, erklärte die Internationale Rotkreuz-Föderation bei der Welt-Aids-Konferenz in Toronto.

 (DR)

Das Internationale Rote Kreuz hat ein Fünfjahres-Programm zur Bekämpfung und Prävention von Aids angekündigt. Schwerpunkt der Maßnahmen seien die afrikanischen Staaten südlich der Sahara, erklärte die Internationale Rotkreuz-Föderation bei der Welt-Aids-Konferenz in Toronto. "Mit mehr als 11 Millionen Menschen mit HIV, darunter 500.000 Kinder, ist das südliche Afrika das Epizentrum der Epidemie", betonte Francoise Le Goff als Leiterin des Roten Kreuzes in Simbabwe. Staaten wie Angola, Botswana, Südafrika, Sambia und Simbabwe sollten über die lokalen Rotkreuz- und Halbmond-Gesellschaften erreicht werden.

Noch immer enorme Stigmatisierung von Kranken
Zum finanziellen Umfang der Programme, die in den kommenden Wochen anlaufen sollten, machte die Hilfsorganisation keine Angaben. Bis 2011 würden aber 250.000 Kinder von den Maßnahmen profitieren. Neben Präventions- und Aufklärungsarbeit will die Organisation einen Schwerpunkt auf ambulante Therapien und die Betreuung von Kranken zu Hause setzen. Hierbei könnten die Patienten von bereits bestehenden Strukturen der nationalen Rot-Kreuz-Organisationen profitieren. Zudem wollten die Aktionen einen Beitrag dazu leisten, Stigmatisierung und Ausgrenzungen von Erkrankten abzubauen. Besonderes Augenmerk liege auch auf gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie Prostituierte.

Wissenschaftler, Aids-Aktivisten und Kirchenvertreter drängen auf größere Anstrengungen bei der Aidsbekämpfung. "Wir werden es nicht schaffen, allen den Zugang zu HIV-Prävention und Therapie zu ermöglichen, wenn es keine globale Verpflichtung gibt, Politik und Anti-Aidsprogramme an den Rechten der von HIV besonders betroffenen Gruppen auszurichten", sagte die Präsidentin der Internationalen Aids-Gesellschaft, Helen Gayle. Armut, Geschlechterungerechtigkeit und Stigmatisierung von Kranken seien noch immer enorme Hindernisse bei der HIV-Bekämpfung.

Religiöse Roadmap gegen HIV
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) rief die Experten in Toronto dazu auf zu überprüfen, ob Regierungen ihren auf Vorgängerkonferenzen eingegangenen Verpflichtungen nachkämen.
Dazu gehöre auch, Menschenrechtsverletzungen wie die Diskriminierung von Frauen, Drogenabhängigen oder Homosexuellen zu beenden. "Um gegen Aids zu gewinnen, brauchen wir mehr als offizielle Erklärungen auf Gipfeltreffen", sagte der für das Aids-Programm bei HRW verantwortliche Joe Amon.

Der Aids-Beauftragte bei Caritas Internationalis, Robert Vitillo, forderte die verschiedenen Religionen und Konfessionen zur Zusammenarbeit auf. Es sei an der Zeit, Einzelaktionen zu koordinieren und eine gemeinsame Roadmap zu entwickeln. Der Präsident des Lutherischen Weltbundes, Bischof Mark Hanson, verwies aber auf große Unterschiede zwischen den Religionen im Umgang mit Aids. "Eine Zusammenarbeit ist sehr schwierig, weil wir dazu neigen, dem Glauben und den religiösen Praktiken der anderen zu misstrauen", sagte der Bischof. Gemeinsamkeiten und Toleranz könne nur durch gegenseitiges Zuhören erreicht werden.
(KNA)