Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, nimmt Papst Benedikt XVI. gegen Kritik aus der islamischen Welt in Schutz. Lehmann betonte am Dienstag in Berlin, bei manchen Reaktionen auf die umstrittenen Äußerungen des Papstes über den Islam müsse man "nicht nur mangelnde Information voraussetzen, sondern auch eine absichtliche Fehldeutung unterstellen". Nur ein interreligiöses Gespräch, das sich offen den Grundfragen der Religion stelle, werde auch in der Lage sein, die "besonders schwierigen und prekären" Probleme aufzugreifen. Denn: Alle Religion seien in ihrer Geschichte Versuchung erlegen, Gewalt im Namen des Glaubens zu üben.
Auslöser für die Attacken auf das Oberhaupt der katholischen Kirche war sein Vortrag in der Regensburger Universität in der vergangenen Woche. Darin zitierte Benedikt XVI. den byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaeologus unter anderem mit dem Satz: "Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat - und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten."
Lehmann sagte dazu anlässlich des St.-Michael-Jahresempfangs des Kommissariats der deutschen Bischöfe in der Katholischen Akademie in Berlin: "Nach meinem Empfinden besteht die einzige Schwierigkeit darin, dass Papst Benedikt XVI. die Voraussetzungen und den Hintergrund dieser Aussagen nur kurz streift. Dadurch konnten Missverständnisse entstehen." Der Papst habe sich jedoch in der Vergangenheit immer wieder dafür eingesetzt, dass sich Christen und Muslime um ein gegenseitiges Verstehen bemühen.
Lehmann mahnte laut Redetext: "Nur ein interreligiöses Gespräch, das sich offen den Grundfragen der Religion stellt, wird auch in der Lage sein, die besonders schwierigen und prekären Probleme aufzugreifen." Hier sei zunächst die Frage nach der Gewalt zu nennen. Der Kardinal fügte hinzu: "Alle großen Religionen kennen die Versuchung, Gewalt im Namen des Glaubens zu üben oder zu rechtfertigen. Alle sind in der Geschichte dieser Versuchung auch erlegen."
Das Schuldbekenntnis der katholischen Kirche, das Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 abgegeben habe, spreche hier eine klare und unmissverständliche Sprache. Lehmann betonte: "Dies vorausgesetzt und ohne falsche Anklagen, Besserwisserei und Dünkel müssen wir unsere muslimischen Gesprächspartner dann aber auch damit konfrontieren, dass in der heutigen Weltsituation vorgeblich religiös motivierte und religiös legitimierte Gewalt ein Phänomen darstellt, das sich vorwiegend - wenngleich nicht ausschließlich - am Islam festmacht."
Neue Drohung gegen Christen in Gaza
Am Dienstagnachmittag ging bei der palästinensischen Nachrichtenagentur "Ramattan" in Gaza eine neue Drohung gegen Christen ein. Absender sei die bislang unbekannte Gruppe "El-Madi-Armee". "An jedem Ort, wo sich Christen befinden, auch in ihren Kirchen, ihren Einrichtungen und ihren Wohnungen" drohe Gefahr, "solange sich der Papst nicht für die beleidigenden Worte gegen den Propheten Mohammed entschuldigt", zitierte die Agentur.
Die Islamisten kündigen zudem an, jene mit "eiserner Faust" zu treffen, die Christen verteidigten. Sie bezogen sich damit etwa auf palästinensische Sicherheitskräfte, die nach Anschlägen auf mehrere Kirchen am Wochenende christliche Einrichtungen in den Palästinensergebieten schützten.
(ddp, KNA, dr)
Kardinal Lehmann nimmt Benedikt XVI. in Schutz
"Absichtliche Fehldeutung" des Papstes
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, nimmt Papst Benedikt XVI. gegen Kritik aus der islamischen Welt in Schutz. Lehmann betonte am Dienstag in Berlin, bei manchen Reaktionen auf die umstrittenen Äußerungen des Papstes über den Islam müsse man "nicht nur mangelnde Information voraussetzen, sondern auch eine absichtliche Fehldeutung unterstellen".
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