Wenn der Papst zur Uni geht

Die Vorlesung Papst Benedikt XVI. an der Uni Regensburg

Papst Benedikt XVI. betrachtet den christlichen Glauben als unverzichtbar für eine Verständigung des Westens mit dem Islam. Das Oberhaupt der katholischen Kirche mahnte am Dienstag anlässlich einer Vorlesung in der Regensburger Universität, notwendig sei ein "wirklicher Dialog der Kulturen".

 (DR)

Papst Benedikt XVI. betrachtet den christlichen Glauben als unverzichtbar für eine Verständigung des Westens mit dem Islam. Das Oberhaupt der katholischen Kirche mahnte am Dienstag anlässlich einer Vorlesung in der Regensburger Universität, notwendig sei ein "wirklicher Dialog der Kulturen". Wer aber "dem Göttlichen gegenüber taub" sei und Religion in den Bereich der Subkulturen abdränge, der sei hierzu "unfähig".
Besonders sein Zitat des christlich-byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaiologos aus dem 14. Jahrhundert sorgte für Aufregung.

"Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten."

Die wissenschaftliche Bedeutung der Vorlesung des Papstes droht in der aufkommenden Diskussion unter zu gehen.

"Vernunft und Glaube müssen auf neue Weise zueinander finden"
Der Papst kritisierte: "In der westlichen Welt herrscht weithin die Meinung, allein die positivistische Vernunft und die ihr zugehörigen Formen der Philosophie seien universal. Aber von den tief religiösen Kulturen der Welt wird gerade dieser Ausschluss des Göttlichen aus der Universalität der Vernunft als Verstoß gegen ihre innersten Überzeugungen angesehen."

Benedikt XVI. forderte, Vernunft und Glaube müssten auf neue Weise zueinander finden. Dafür sei es notwendig, die «selbstverfügte Beschränkung der Vernunft auf das im Experiment Falsifizierbare» zu überwinden. Sonst drohten gefährliche Entwicklungen für die Menschheit.

Der Papst fügte hinzu: "Wir sehen es an den uns bedrohenden Pathologien der Religion und der Vernunft, die notwendig ausbrechen müssen, wo die Vernunft so verengt wird, dass ihr die Fragen der Religion und des Ethos nicht mehr zugehören." Was an ethischen Versuchen von den Regeln der Evolution oder von Psychologie und Soziologie her bleibe, reiche ganz einfach nicht aus.

Der Papst warnte deshalb davor, die Gottesfrage als unwissenschaftlich anzusehen. Er betonte: "Für die Philosophie und in anderer Weise für die Theologie ist das Hören auf die großen Erfahrungen und Einsichten der religiösen Traditionen der Menschheit, besonders aber des christlichen Glaubens, eine Erkenntnisquelle, der sich zu verweigern eine unzulässige Verengung unseres Hörens und Antwortens wäre."

Benedikt XVI. hatte bereits am Vormittag bei einem Gottesdienst auf dem Islinger Feld bei Regensburg kritische Worte an die Adresse der Wissenschaft gerichtet. Er sagte: " Seit der Aufklärung arbeitet wenigstens ein Teil der Wissenschaft emsig daran, eine Welterklärung zu"
(ddp)

Benedikt entschuldigt sich während des Angelus
Zu seinem Zitat stellte Benedikt am Sonntag klar: "Ich möchte anfügen, dass ich die Reaktionen in verschiedenen Ländern auf einige Passagen meiner Rede an der Universität Regensburg, die als verletzend für die Gefühle der Moslems verstanden wurden, zutiefst bedauere. Es handelte sich dabei um ein Zitat aus einem mittelalterlichen Text, das auf keine Weise mein persönliches Denken ausdrückt."