Papst Benedikt XVI. hat seine viertägige Türkei-Reise beendet. Am Flughafen von Istanbul wurde er vom Gouverneur von Istanbul, Muammer Güler, und den Mitgliedern der Türkischen Bischofskonferenz verabschiedet. Ein großes Zeremoniell blieb wie bei der Ankunft am Dienstag aus. Um kurz nach 12.00 Uhr bestieg Benedikt XVI. die Sondermaschine der "Turkish Airlines" zur Rückkehr nach Rom.
Tiefe Dankbarkeit
"Ich habe tiefe Dankbarkeit in meinem Herzen, und ein Teil meines Herzens bleibt auch in Istanbul", sagte der Papst bei seiner Verabschiedung in Istanbul am Freitagmittag. Er hoffe, dass sein Besuch ein Zeichen der Freundschaft zwischen den Völkern und den Religionen hinterlasse und über die Reise hinaus einen positiven Effekt habe. Benedikt XVI. sagte zu Güler, er danke dem Herrn, dass "wir mit dem Besuch ein weiteres Zeichen setzen konnten, um den Dialog zwischen Religionen und Kulturen fortzusetzen".
Neben dem Streben nach Einheit der christlichen Kirchen stand der Türkei-Besuch im Zeichen des Dialogs mit dem Islam. Als zweiter Papst überhaupt besuchte Benedikt XVI. eine Moschee. Religiöser Höhepunkt der Reise war eine gemeinsame Erklärung des Papstes und des griechisch-orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I.
Medien reagieren positiv
Der Papst lächelte am dritten Besuchstag von den Titelseiten aller Zeitungen, die ihn mit der türkischen Fahne zeigten. Der Mufti von Istanbul lächelte fein, nachdem Benedikt XVI. in der Blauen Moschee mit ihm in Stille innehielt. Und eine katholische Teilnehmerin des päpstlichen Gottesdienstes in Istanbul lächelte am Freitag durch ihre Freudentränen, nachdem sie dem Papst den Ring küssen durfte.
Überwiegend positiv bewerten auch die meisten Türken auf der Straße den Besuch. "Gut, dass er gekommen ist", meint die Istanbuler Hausfrau Aysen Yalma. "Das hat sehr zu einer Entspannung im Verhältnis zwischen den Religionen beigetragen."
Vor allem die Geste Benedikt XVI. in der Blauen Moschee habe alle Türken beeindruckt, glaubt Yalma. Und ihre Freundin Yildiz Hoten pflichtet ihr bei: Eine "zivilisierte" Haltung habe der Papst an den Tag gelegt. Beide Frauen sind mit dem Besuch "sehr zufrieden".
Ähnlich denkt der Rentner Nazmi Cicek, der auf einer Parkbank am Bosporus sitzt: Schon, dass der Papst gekommen sei, habe seine gute Absicht gezeigt, meint er. "Sehr positiv" sieht der junge Hotelfachmann Arif Efe die Visite. Der Papst habe sich "respektvoll" verhalten und insbesondere mit dem Besuch in der Moschee viele Sympathien gewonnen.
Ausnahmen bestätigen die Regel
"Er wäre besser geblieben, wo er herkommt" - auch diese Ansicht war am letzten Besuchstag in Istanbul zu hören, etwa von dem jungen Polizisten Hüseyin Dogan. Der Papst habe nicht nur den Propheten beleidigt, sondern jetzt auch noch den Istanbuler Verkehr gestört. Die Gesten Benedikt XVI. an die Türken seien freilich schön gewesen, doch nehme er sie dem Papst nicht ab, meint der Polizist: "Das war doch nur Show. Das hat er gemacht, um uns zu beschwichtigen, aber nicht aus innerer Überzeugung."
Doch ähnlich unerbittlich zeigten sich in der türkischen Presse nur die Blätter des äußersten islamistischen Randes. Die bürgerliche Presse und selbst konservativ-islamische Zeitungen feierten die Visite als triumphalen Erfolg. Als "Frieden von Istanbul" bezeichnete "Milliyet" den Besuch in der Blauen Moschee; von einem "historischen Moment" sprachen auch viele andere Zeitungen. "Der Papst hat Herzen und Verstand der Türken gewonnen", kommentierte die "Turkish Daily News".
Muftis sind zufrieden
Selbst nach Einschätzung führender türkischer Geistlicher hat Papst Benedikt XVI. durch sein Auftreten in der Blauen Moschee den Ärger, der er mit seinem Regensburger Vortrag auslöste, wiedergutgemacht. Diese Geste des Papstes sei "bedeutsamer als eine wörtliche Entschuldigung" gewesen, sagte der Mufti von Istanbul, Mustafa Cagrici. Damit habe der Papst den Muslimen "eine Botschaft gesandt, auch wenn diese nicht in Worte gefasst war". Auch der frühere Chef des türkischen Religionsamtes, Mehmet Nur Yilmaz, bewertete das Auftreten des katholischen Kirchenoberhaupts in der Blauen Moschee als "große Geste an die islamische Welt". Das Verhalten des Papstes habe die türkischen Muslime "sehr glücklich gemacht".
Metropolit Augustinous zum Papstbesuch in der Türkei
Auch der Metropolit der orthoxen Kirche in Deutschland, Augustinous, zeigte sich im domradio-Interview begeistert von dem Besuch des Pontifex. Er sei ein "voller Erfolg" gewesen, "in jeder Hinsicht". Sowohl für eine Verbesserung der Situation der Christen in der Türkei, als auch der Religionsfreiheit insgesamt und das Verhältnis von Christen und Muslime hätte der Papst die Türen weit aufgestoßen.
Auch die Türken sehen Papst-Besuch als großen Erfolg
Land des Lächelns
"Güle güle" - gehe mit einem Lächeln: Ihren traditionellen Abschiedsgruß konnten die Türken dem Papst am Freitag in aller Aufrichtigkeit nachrufen. Lächeln sah man wider alle Erwartungen viel bei diesem Besuch von Benedikt XVI. in der Türkei, sowohl vom Gast als auch von den Gastgebern. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan lachte schon am ersten Besuchstag, als er nach seinem Gespräch mit dem Papst verkündete, dieser habe der Türkei seine Unterstützung für den EU-Beitritt zugesichert. Bei seiner Verabschiedung sagte der Papst, ein Teil seines Herzens bleibe in der Türkei. Für den Metropolit Augustinous war der Besuch ein voller Erfolg. - Ausführliche Informationen auf der domradio-Sonderseite zur Papst-Reise.
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