Portrait: Augusto Pinochet im Alter von 91 Jahren gestorben

Skrupelloser Diktator in Uniform

Er prahlte mit seiner Machtfülle: "In diesem Land bewegt sich kein Blatt, ohne dass ich es weiß", sagte Augusto Pinochet einmal. 16 Jahre lang beherrschte er Chile, von 1973 bis 1990. Mit Schirmmütze und Sonnenbrille wurde er zum Symbol skrupelloser südamerikanischer Diktatoren in Uniform. Pinochet verfolgte seine Gegner gnadenlos. In der Wirtschaftspolitik ging er konsequent auf neoliberalen Kurs. Am Sonntag starb Pinochet im Alter von 91 Jahren.

 (DR)

Steile Karriere
Noch in den letzten Monaten vor seinem Tod tauchte der greise Ex-Diktator immer wieder in den Schagzeilen auf. Erst Anfang Dezember wurde er zum dritten Mal wegen Menschenrechtsverletzungen angeklagt. Er soll für den Tod von zwei Leibwächtern des von ihm gestürzten Präsidenten Salvador Allende verantwortlich gewesen sein. Daneben wurden ihm weitere Morde, Folter und Verschleppung vorgeworfen.

1925 in der Küstenstadt Valparaíso geboren, trat Pinochet als 17-Jähriger in die dortige Militärschule ein. Es folgte eine steile Karriere. 1973 ernannte ihn der sozialistische Präsident Allende zum Oberbefehlshaber des Heeres. Drei Wochen später, am 11. September 1973, war es General Pinochet, der den Militärputsch gegen Allende anführte. Es begann eine Schreckensherrschaft.

Mehr als 3.000 Regimekritiker wurden ermordet. Etwa 30.000 Menschen wurden gefoltert, Hunderttausende gingen ins Exil. Zugleich wurde Chile zum Vorreiter des Neoliberalismus: Privatisierungen, Massenentlassungen, die Unterdrückung der Gewerkschaften und Sozialabbau bescherten in- und ausländischen Unternehmen hohe Gewinne. Die Wirtschaft boomte, die Kluft zwischen Arm und Reich wuchs.

Großer Schatten auch nach Rückzug
Selbst nach seinem erzwungenen Rückzug von der Staatsspitze 1990 nach einer Volksabstimmung warf Pinochet acht weitere Jahre lang als Heereschef und später als Senator einen großen Schatten auf die chilenische Demokratie. Erst im August 2005 wurden Bestimmungen der Diktatur aus der Verfassung getilgt. Einige sind immer noch in Kraft. Für seine Anhänger hat Pinochet Chile vor dem Kommunismus gerettet.

Verbündete fand er im Ausland etwa in dem früheren US-Außenminister Henry Kissinger und der britischen Premierministerin Margaret Thatcher. Seine Verhaftung in London 1998, auf ein spanisches Ersuchen hin, war eine Sensation: Einem Ex-Diktator wurde die Immunität aberkannt - und zugleich wurde die internationale Strafbarkeit bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit betont.

Zwar durfte Pinochet dann doch aus Gesundheitsgründen nach Chile ausreisen. Aber dort kosteten ihn die Enthüllungen über Steuerdelikte und Millionengeschäfte mit Rüstungskonzernen auch bei seinen Anhängern viele Sympathien. Obwohl ein Ärzteteam ihm eine leichte Demenz bescheinigt hatte, ließen Anwälte und Richter nicht mehr locker. Doch einer Verurteilung entging er.

Keine Reue
Bei einer Vernehmung 2005 bestritt der Ex-Diktator, von Morden des Geheimdienstes gewusst zu haben: "Ich erinnere mich nicht." Er bedauere "Verluste", glaube aber nicht, Fehler gemacht zu haben: "Gott wird mir verzeihen, wenn ich übertrieben habe." Noch an seinem 91. Geburtstag am 25. November 2006 rechtfertigte er sein Regime und dankte der Armee für deren "Mut und Entschlossenheit".

Seit März ist ein Opfer von Pinochets Diktatur an Chiles Regierungsspitze. Die Sozialistin Michelle Bachelet wurde 1975 mit ihrer Mutter gefoltert und floh in die DDR.