Studie: Muslime werden in der EU diskriminiert

Von verbalen Drohungen bis zu körperlichen Angriffen

Muslime in der Europäischen Union (EU) sind wegen ihrer Religion häufig Diskriminierungen ausgesetzt. Zu diesem Schluss kommt die Europäische Beobachtungsstelle für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) in einem am Montag in Wien veröffentlichten Bericht. Sie seien überdurchschnittlich häufig von Arbeitslosigkeit betroffen, hätten geringere Chancen auf Bildung und lebten in schlechteren Wohnverhältnissen. Auf dem Hintergrund der Ergebnisse forderte das Essener Zentrum für Türkeistudien (ZfT) eine stärkere Einbindung von Muslimen in die deutsche Politik.

 (DR)

Nach der Studie reichen Handlungen gegen Muslime von verbalen Drohungen bis zu körperlichen Angriffen. Die EUMC appellierte an die Mitgliedsstaaten, detailliertere Berichte über Diskriminierungsfälle zu erstellen. Nur Großbritannien liefere eine genauere Kriminalstatistik über Muslime als Opfer von Hass-Delikten. Die Benachteiligungen könnten das Zugehörigkeitsgefühl von Muslimen zur EU untergraben, warnte EUMC-Direktorin Beate Winkler. Seit den Terrorangriffen vom 11.
September 2001 fühlten sich immer mehr Muslime in Europa an den Rand gedrängt, ausgeschlossen und unter ständiger Beobachtung.

Höhere Arbeitslosigkeit und schlechtere Bildung
Laut Studie sind Muslime in den EU-Staaten in den Berufen mit geringen Einkommen und im Niedriglohnsektor überrepräsentiert.
Ihre Arbeitslosenzahlen seien höher als der Durchschnitt, und ihre Bildungsabschlüsse lägen deutlich unter denen von EU-Bürgern. Darüber hinaus lebten Muslime deutlich häufiger in ärmeren Wohngegenden und sozial schwierigen Stadtvierteln. Vor allem die Jugendlichen unter den europäischen Muslimen beklagten, dass sie beim sozialen Aufstieg mit Hindernissen konfrontiert seien. Die Studie schätzt die Zahl der Muslime in der EU auf rund 13 Millionen Personen. Dies sind 3,5 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Beide Seiten müssen mehr tun
Viele europäische Muslime räumten ein, dass sie mehr tun müssten, um sich in die Gesellschaft einzubringen, sagte Winkler. Aber auch die Politik müsse mehr gegen Rassismus, Diskriminierung und Marginalisierung unternehmen. Eine größere politische Mitwirkung von Muslimen verlangte das Zentrum für Türkeistudien. Politische Betätigung sei nicht mit Islamismus gleichzusetzen, sondern selbstverständlicher Teil einer Zivilgesellschaft, erklärte ZfT-Sprecher Dirk Halm. In Deutschland scheine "die Ablehnung des Islam im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Randständigkeit der Muslime zu stehen". In Großbritannien oder Frankreich sei das Islambild deutlich weniger negativ.