Hilfsorganisationen befürchten humanitäre Katastrophe

Islamisten aus Mogadischu zurückgezogen

14 der 15 Ratsmitglieder im Sicherheitsrat lehnten es ab, einzig Äthiopien namentlich aufzufordern, seine Truppen aus Somalia abzuziehen. Es sei bekannt, dass auch andere Länder indirekt in die Kämpfe in Somalia verwickelt seien. Unterdessen ziehen sich die Islamisten offenbar aus der Hauptstadt Mogadischu zurück. Die Bundesregierung und die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Louise Arbour, riefen zu einem sofortigen Waffenstillstand auf.

 (DR)

Äthiopien unterstützt die weitgehend machtlose somalische Übergangsregierung in Baidoa. Der frühere Stadtkommandant von Jowhar, Mohamed Dheere, hatte schon am Mittwoch ein schnelles Vorrücken auf die von Islamisten besetzte Hauptstadt angekündigt.

Das Auswärtige Amt forderte ein Ende der Kämpfe. "Das Problem kann nur am Verhandlungstisch gelöst werden", betonte ein Sprecher des Ministeriums in Berlin. Als langfristiges Ziel nannte er die Umsetzung einer UN-Resolution von Anfang Dezember, die die Entsendung einer afrikanischen Friedensmission zum Schutz der Übergangsregierung vorsieht.

Die Lage in Somalia hatte sich deutlich verschärft, nachdem über Weihnachten äthiopische Truppen in das Nachbarland Somalia einmarschiert waren. Ihr Ziel ist es, die dortige international anerkannte Übergangsregierung zu stärken. Auf der Gegenseite steht eine Islamisten-Bewegung, die von Eriträa unterstützt wird.

Die "Union islamischer Gerichtshöfe" hatte sich nach Berichten des somalischen Radiosenders "Shabelle" am Mittwochabend aus Mogadischu zurückgezogen und alle ihre Gefangenen freigelassen. Verschiedene Clans teilten sich daraufhin das Stadtgebiet auf und errichteten Straßensperren.

Hilfswerke befürchten humanitäre Katastrophe in Somalia
Angesichts der anhaltenden Kämpfe in Somalia befürchten Hilfsorganisationen eine humanitäre Katastrophe in dem ostafrikanischen Land. Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF warnte am Donnerstag vor einem Machtvakuum nach dem Rückzug der Islamisten aus der Hauptstadt Mogadischu. Dem Land drohe dadurch erneut Chaos und Anarchie. Die Gefahr von Plünderungen und Überfällen behindere die Versorgung der Not leidenden Bevölkerung.

UNICEF appellierte an die internationale Gemeinschaft, eine politische Lösung zu forcieren und die Hilfe zu verstärken. Die Nothilfe für die Bevölkerung habe aus Sicherheitsgründen bereits eingeschränkt oder zeitweise sogar gestoppt werden müssen.

«Die Versorgungslage in Somalia wird schlechter», bestätigte auch Gesine Wolfinger von der Diakonie Katastrophenhilfe.
Hilfsgüterlieferungen würden behindert, weil die Häfen und der Flughafen von Mogadischu geschlossen seien. Vertriebene aus dem Landesinneren müssten versorgt werden. Die Krankenhäuser der Hauptstadt seien überfüllt, da mehrere hundert Verletzte eingeliefert worden seien.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker rechnet mit bis zu 200.000 neuen Flüchtlingen, die vor allem im südlichen Nachbarland Kenia Zuflucht suchen werden, sagte der Afrika-Referent der Organisation, Ulrich Delius. In den vergangenen drei Tagen seien bereits mehr als 40.000 Menschen aus dem Kampfgebiet geflohen. Die Zivilbevölkerung sei schon heute "der große Verlierer" dieses Krieges.