Terri Schiavos Bruder kämpft weiter gegen aktive Sterbehilfe

"Sie könnte jetzt bei uns sein"

Das Schicksal Terri Shiavos bewegte vor zwei Jahren die ganze Welt. Und die Frage: Darf der Mensch über lebenserhaltende Maßnahmen verfügen? Papst Johannes Paul II. sprach sich für die Aufrechterhaltung der Ernährung Shiavos aus. Ebenso Bobby Schindler. Der Bruder der US-Amerikanerin kämpft seitdem gegen aktive Sterbehilfe. Nun auch in Deutschland.

 (DR)

"Nur Gott kann über Leben und Tod entscheiden"
Das Thema ist so emotional wie der Beginn der Veranstaltung: Auf der Leinwand ist das Grab von Terri Schiavo zu sehen, es folgen Bilder und Videos aus ihrem Leben, untermalt mit Joe Cockers Song "You are so beautiful". Dann spricht Bobby Schindler. Der Bruder von Terri Schiavo, deren Tod vor gut zwei Jahren weltweit Schlagzeilen machte, hält an diesem späten Sonntagnachmittag seinen ersten Vortrag in Deutschland, zu dem ihn das internationale katholische Hilfswerk "Kirche in Not" eingeladen hat.

Der 44-jährige Amerikaner, der dem Schauspieler Ben Stiller ähnelt, hat eine klare Botschaft: Die Gesellschaft dürfe nicht zulassen, dass Gesetze und Gerichte behinderte, nicht sterbenskranke Menschen töten. Die Frage von Leben oder Tod dürfe nicht daran festgemacht werden, welche Qualität das Leben vermeintlich habe, sagt Schindler. Mittlerweile sei es oft ein Ziel, Mühsal für Angehörige abzuschaffen. Doch nur Gott könne über Leben und Tod entscheiden.

Bei seiner Schwester war es für Schindler nach wie vor allein der Ehemann, der Terri nach sieben Jahren Rechtsstreit mit der Familie durch das Abschalten der Magensonde "umbrachte", "verdursten und verhungern ließ". Dabei hätten sich seine Eltern, seine Schwester und er zunächst gemeinsam mit dem Ehemann um Reha-Maßnahmen gekümmert, nachdem Terri 1990 im Alter von 26 Jahren kollabiert war. Doch 1993 habe Michael Schiavo eine andere Frau kennen gelernt und ihr 1994 einen Heiratsantrag gemacht, "obwohl er noch mit meiner Schwester verheiratet war".

Berufung: Terri Schindler Schiavo Foundation
"Terri war nicht sterbenskrank. Sie hatte nur eine andere Form der Ernährung. Wenn sie noch leben würde, könnte sie jetzt bei uns sein". Während der bekennende Katholik auf der Bühne des Festsaals im Bamberger Bistumshaus so erzählt, wird klar: Er hat eine Mission. Von einer "Berufung" spricht er. Seinen Job als Lehrer hat er dafür an den Nagel gehängt. Er kümmert sich voll und ganz um die "Terri Schindler Schiavo Foundation". Mit der Stiftung will seine Familie Menschen in ähnlichen Situationen medizinisch und juristisch unterstützen.

Dies sei nötig, vor allem auch, weil die katholische Kirche nicht deutlich genug ihre Stimme erhebe - zumindest in den USA. Schindler fühlt sich von den meisten Bischöfen in den Staaten alleingelassen. Nur eine kleine Gruppe habe klare Worte gefunden. "Die katholischen Gläubigen sind verwirrt", berichtet der 44-Jährige. Die meisten Medien hätten zudem das Schicksal seiner Schwester falsch dargestellt. "Viele Katholiken dachten, dass der Tod von Terri okay war". Nur der Vatikan habe damals die richtigen Worte gefunden.

Dann kommt Schindler auf die Euthanasie in der NS-Zeit zu sprechen. Damals habe man noch geheim gemordet, heute geschehe es ganz öffentlich. Deshalb dürften die Menschen das Schicksal seiner Schwester nicht vergessen. Sie müssten gegen die "Kultur des Tötens" ankämpfen, sagt Schindler. Die Menschen sollen "viel beten", für sein Anliegen und die Kultur des Lebens. In Bamberg fangen die Besucher der "Kirche in Not"-Veranstaltung schon einmal mit einem "Vater unser" und einem "Ave Maria" an.