Bundesregierung stellt "nationalen Aktionsplan" vor

Seehofer will Übergewichtige bewegen

Deutschland platzt aus allen Nähten: Fast jeder zweite Deutsche ist übergewichtig oder fettleibig - sagt die Bundesregierung und will aktiv werden. Mit einer "konzentrierten Aktion gegen die zunehmende Fettleibigkeit" wirbt Horst Seehofer. Am Donnerstag stellte der Verbraucherschutzminister einen "nationalen Aktionsplan" gegen Übergewicht vor.

 (DR)

Trotz aller Initiativen keine Trendwende
"Prävention ist immer noch bekanntlich die beste Medizin", sagte Seehofer am Donnerstag im Bundestag in der Regierungserklärung zum Aktionsplan. Da bislang trotz aller Initiativen keine Trendwende eingetreten sei, sollten die lokalen Projekte nun vernetzt werden, um allgemeine Qualitätsstandards erreichen zu können. Schließlich sei Übergewicht mitverantwortlich für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, deren Behandlung pro Jahr 70 Milliarden Euro kosteten.

In Deutschland sind nach Regierungsangaben rund 37 Millionen Erwachsene sowie zwei Millionen Kinder und Jugendliche übergewichtig oder fettleibig. Daher hatte das Kabinett am Mittwoch auf Initiative von Seehofer und Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) das Eckpunktepapier "Gesunde Ernährung und Bewegung" verabschiedet. Die Bundesregierung will damit bis 2020 das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Deutschen nachhaltig verbessern, die Zunahme von Übergewicht bei Kindern stoppen und die Verbreitung von Übergewicht verringern.

Seehofer: Beratung statt Bevormundung
Es gehe der Bundesregierung nicht um neue Vorgaben und Vorschriften, versicherte Seehofer und unterstrich: "Beratung statt Bevormundung ist Generallinie des Projekts." Vorbeugung gegen Wohlstandskrankheiten müsse im Mittelpunkt stehen, habe sich doch die Zahl der übergewichtigen und fettleibigen Kinder in der Zeit von 1985 und 1999 verdoppelt. Bewegung, die früher selbstverständlich war, müsse heute wieder erlernt werden.

Der Minister wies darauf hin, dass sich in den letzten 40 Jahren der durchschnittliche Kalorienverbrauch bei Männern um 40 Prozent und bei Frauen um 30 Prozent reduziert habe, ohne dass sich die Ernährungsgewohnheiten grundsätzlich geändert hätten. Da gerade in jungen Jahren die Grundlage der Ernährung gelegt werde, müsse ein gesünderer Umgang mit dem Essen ein "wichtiger und regelmäßiger Bestandteil" der Schule sein. Zudem solle der Schulsport "wieder einen höheren Stellenwert" im Unterricht bekommen.

Auch sollten die neuesten Forschungsergebnisse gegen hartnäckige Vorurteile eingesetzt werden, fügte Seehofer hinzu. So sei das Frühstücksei keine Cholesterinbombe und die lange Zeit gemiedenen Nüsse würden wegen ihrer ungesättigten Fettsäuren wieder als wertvoll angesehen.