Eindrücke: Benedikt XVI. begeisterte die Brasilianer

Party mit Papst

Er kam, sah und sprach Portugiesisch. Papst Benedikt XVI. ging in Brasilien, bei seiner ersten Reise außerhalb Europas, hörbar auf Annäherung. Körperlich blieb er aber oft weit entfernt, auf großen Bühnen oder hinter dickem Panzerglas. Dafür nahm er sich viel Zeit.

 (DR)

Stimmung wie beim brasilianischen Karneval
Fünf Tage blieb er auf seiner bis dato längsten Auslandsreise in dem mit rund 140 Millionen Katholiken größten katholisch geprägten Land der Welt. Und die Gläubigen kamen in Massen, um ihr Kirchenoberhaupt zu sehen. In Sao Paulo ebenso wie in Brasiliens größtem Wallfahrtsort Aparecida. Eine Stimmung manchmal fast so ausgelassen wie beim brasilianischen Karneval.

So etwa bei einem Treffen mit der Jugend im Fußballstadion "Paulo Machado de Carlvalho" in Sao Paulo. Dort herrschte statt strenger Liturgie brasilianische Lebensfreude: Tänze und Folklore, Capoira und Gesang. Zudem brandeten immer wieder Sprechchöre auf, und die Jugendlichen brüllten den brasilianischen Namen des Papstes. Statt dem bekannten Be-ne-detto schallten lang gezogene Beeento-Rufe durchs Stadion. Der Papst als Popstar.

Feiern mitten im brasilianischen Nirgendwo
Ein Bild, das sich zwei Tage später wiederholte - beim Besuch des Pontifex in der "Fazenda da Esperanca" (Hof der Hoffnung), einem von dem Paderborner Franziskaner Hans Stapel (61) gegründeten Drogenentzugsprojekt. Mehrere Tausend Ex-Drogensüchtige und andere Papstfans feierten ihren Heiligen Vater frenetisch. Und das mitten im brasilianischen Nirgendwo. Ohne Handyempfang, dafür umgeben von malerisch grünen Bergen. Für den Papst ist eben kein Weg zu weit - zumal, wenn er einer zum Anfassen ist: Einige der ehemaligen Drogensüchtigen nahm der Papst zum Entsetzen der Sicherheitsleute in den Arm, andere ergriffen seine Hände.

Die meisten Gläubigen strömten aber zur Messe anlässlich der Heiligsprechung des Franziskanerpaters Frei Galvao. Der erste Heilige Brasiliens lockte eine Million Menschen auf den Stadtflugahfen "Campo de Marte". Viele hatten schon in der Nacht ihr Lager auf dem Gelände aufgeschlagen, um bei dem historischen Moment dabei zu sein. Benedikt XVI. konnte den Applaus kaum stoppen, als er den Gläubigen versicherte: "Der Papst liebt euch, weil Jesus Christus euch liebt".

"Ein lachender Papst unter fröhlichen Brasililianern"
Brasilien war also in Feierlaune. Und der Papst feierte mit. "Ein lachender Papst unter fröhlichen Brasililianern", schrieb eine brasilianische Zeitung nach dem Jugendtreffen. Eine Überschrift, die auch zu anderen Gelegenheiten gepasst hätte. Befürchtungen, der Papst aus dem kühlen Deutschland und eher rationale Theologe könnte im heißblütigen Land des Sambas und der emotionalen Frömmigkeit so gar nicht ankommen, haben sich also nicht bewahrheitet.

Und das, obwohl Benedikt XVI. etliche deutliche Botschaften im Gepäck hatte. Einige, mit denen er aneckte, wie seine Einlassung zum Verhältnis der Kirche zu Politikern, die Abtreibung befürworteten. Andere, mit denen er auf offene Ohren und Begeisterungsstürme stieß: Die Verteidigung der Familie, die Stärkung des Glaubens und die Annahme der Herausforderungen durch Evangelikale und Sekten etwa, aber besonders auch der Kampf für Gerechtigkeit und gegen Armut.

Diese Themen werden wohl auch in den kommenden drei Wochen in Brasilien weiter im Mittelpunkt stehen - bei der fünften Vollversammlung der Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik in Aparecida, auf der die Würdenträger Weichen für die kirchliche Zukunft des Subkontinets stellen wollen. Zum Abschluss seiner Brasilienreise eröffnete Benedikt XVI. am Sonntagnachmittag die Konferenz.

Caroline Schulke (KNA)