Studie: Gesundheit hängt von sozialer Herkunft ab

Immer mehr Kinder sind psychisch krank

Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland sind einer neue Studie zufolge psychisch krank oder haben emotionale Probleme. Zwar seien die meisten Mädchen und Jungen "sportlich aktiv, normalgewichtig und ausgeglichen", doch gebe es eine alarmierende Zunahme psychischer Krankheiten, so das Ergebnis einer im domradio vorgestellten Studie des Robert-Koch-Instituts.

 (DR)

Ängste bei zehn Prozent der Befragten
Bei 11,5 Prozent der Mädchen und 17,8 Prozent der Jungen liegen  Verhaltensauffälligkeiten vor, sagte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung der Untersuchungsergebnisse.

Nach der vom Robert-Koch-Institut erstellten Studie treten bei zehn Prozent der Befragten Ängste auf. Rund fünf Prozent beklagen Depressionen. Die wichtigsten Risikofaktoren für Verhaltensauffälligkeiten sind der Studie zufolge ein niedriger sozialer Status und ein ungünstiges Familienklima.

Essstörungen: Mehr Mädchen betroffen
15 Prozent der Kinder zwischen drei und 17 Jahren haben mit Übergewicht zu kämpfen. Jedes fünfte Kind leidet an Symptomen einer Essstörung, wie etwa Magersucht oder Ess-Brech-Sucht. Mädchen sind mit 29 Prozent insgesamt fast doppelt so oft von Essstörungen betroffen wie Jungen. Während Mädchen und Jungen im Alter von elf Jahren noch annähernd gleich oft Symptome zeigen, steigt der Anteil der Mädchen, die als auffällig gelten, bis zum Alter von 17 Jahren um rund 50 Prozent an.

Schmidt wies darauf hin, dass Kinder mit Migrationshintergrund oder aus sozial schwachen Familien stärker betroffen seien. "Diese gesundheitliche Chancenungleichheit dürfen wir nicht zulassen", sagte sie. Beginnende psychische Probleme müssten frühzeitig erkannt werden. Die Ministerin will daher Präventionsangebote verstärken.

"Gesundheit ist ein Element ihrer Zukunftschancen"
Die Studienleiterin Bärbel-Maria Kurth vom Robert-Koch-Institut betonte, dass 85 Prozent der untersuchten Teilnehmer angegeben hätten, ihr Gesundheitszustand sei gut oder sehr gut. "Das ist nicht die kranke, dicke, faule junge Generation, die da heranwächst", so Kurth. Mit Blick auf die besonders betroffenen Kindern aus Migranten- oder sozial schwachen Familien sagte sie, Gesundheit sei "ein Element ihrer Zukunftschancen", um das sich die Politik stärker kümmern müsse.

Die bundesweite Untersuchung wurde vom Bundesgesundheitsministerium mit 9,4 Millionen Euro und vom Bundesforschungsministerium mit 2,5 Millionen Euro finanziert. Knapp 18.000 zufällig ausgewählte Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 17 Jahren in insgesamt 167 Städten und Gemeinden wurden zwischen Mai 2003 und Mai 2006 untersucht. Ziel der Studie war es, erstmals genaue Daten über das Gesundheitsverhalten und die Lebensbedingungen der Bevölkerung unter 18 Jahren zu gewinnen.

Medienkonsum
Die Studie konstatiert einen steigenden Medienkonsum unter Jugendlichen, wobei Jungen öfter vor dem Computer sitzen. Mädchen hörten dagegen lieber Musik oder telefonierten. Starke Nutzer dieser Medien seien vermehrt von Fettleibigkeit betroffen.

Bärbel-Maria Kurth vom Robert-Koch-Institut beklagte eine weiterhin große Impfmüdigkeit sowie eine mangelhafte Mundhygiene bei Kindern. Ein Ost-West-Unterschied bei der Kindergesundheit oder im Gesundheitsverhalten ergab sich nach ihren Angaben nur bei Allergien. Ostdeutsche seien weniger von ihnen betroffen.