Für Biokraftstoff werden in Uganda Regenwälder abgeholzt

Pack den Dschungel in den Tank

Auf den Ssese-Inseln, die nur wenige Kilometer vor der ugandischen Küste im Viktoriasee liegen, hat für Biokraftstoffe niemand ein gutes Wort übrig. Was in Europa als Retter für Umwelt und Klima gefeiert wird, gilt hier schlicht als Naturzerstörer. Doch Ugandas Präsident will davon nichts wissen.

 (DR)


"Afrika hat nicht zu wenig Wälder, sondern zu wenig Fabriken"
"Die Menschen haben Angst, dass ihre Wälder gerodet werden, um Platz für Ölpalmen-Plantagen zu schaffen", erklärt Ambrose Mugisha von der Umweltschutzorganisation "Nature Uganda". Die Inselwälder gelten nicht nur als ökologisch einzigartig, die Bewohner sammeln dort auch Feuerholz und Heilpflanzen. Doch Ugandas Präsident Yoweri Museveni, der sein Land schnellstmöglich industrialisieren möchte, will davon nichts wissen.

Im Alleingang übereignete er Anfang des Jahres ein Waldreservat auf den Ssese-Inseln und einen Teil des geschützten Mabirawalds zur Abholzung an einen Zuckerrohr- und einen Palmölproduzenten. Das war ein klarer Verstoß gegen ugandische Gesetze. "Wir müssen unsere Rückständigkeit überwinden", rechtfertigt sich der Präsident. "Afrika hat nicht zu wenig Wälder, sondern zu wenig Fabriken."

Das Millionengeschäft mit nachwachsenden Rohstoffen, die in Biokraftstoffe umgewandelt oder als Zusatz für traditionelle Kraftstoffe genutzt werden können, wollen Museveni und andere afrikanische Regierungschefs sich nicht entgehen lassen. Nachdem die Preise für andere afrikanische Agrargüter seit Jahren im Keller sind, hoffen sie jetzt endlich wieder auf Gewinn bringende Exporte. Als Vorbilder gelten Malaysia und Indonesien, die derzeit mehr als vier Fünftel des Weltmarktbedarfs an Palmöl decken, einem der energiereichsten Grundstoffe für Biokraftstoff.

Steigende Nachfrage nach Biodiesel weltweit
Wegen der steigenden Nachfrage nach Biodiesel in Europa, den USA und China produziert allein Indonesien mehr als 17 Millionen Tonnen Palmöl jährlich. Mehr als 25 Millionen Hektar sollen schon bald mit Ölpalmen bedeckt sein, fast vier Mal so viel wie heute. Doch die Anlage von immer mehr Monokulturen, die nur mit vielen Pestiziden ertragreich bleiben, hat bereits weite Teile des einst dichten Regenwalds zerstört. Ölpalmen brauchen viel Niederschlag, deshalb bieten sich Regenwaldgebiete für die Plantagenwirtschaft an.

"Dazu kommt die Möglichkeit eines doppelten Geschäfts: Mit dem geschlagenen Urwaldholz finanziert man die Anpflanzung der Plantagen", erklärt Matthew Woods vom UN-Umweltprogramm (UNEP) in Nairobi. UNEP-Experten warnen, dass durch die Abholzung der Urwälder die Orang-Utans auf Sumatra und Borneo kurz vor dem Aussterben stehen. 15 Jahre gibt Woods ihnen noch, wenn nicht umgehend etwas gegen die wuchernde Ausbreitung der Plantagen unternommen wird. Doch das ist unwahrscheinlich. Denn in das lukrative Geschäft sind zunehmend auch Kriminelle und die indonesische Armee verstrickt, die die Wälder eigentlich schützen soll.

Vielfältige Interessen
Die Interessen rund um die nachwachsenden Rohstoffe sind vielfältig.
Der Chef der Welthandelsorganisation (WTO), Pascal Lamy, hofft gar, mit ihrer Hilfe den stockenden Handelsstreit zwischen Industrie- und Entwicklungsländern beilegen zu können. Farmer in den USA und Europa, so Lamys Wunschtraum, könnten von der bisherigen Produktion überflüssiger, hoch subventionierter Agrarprodukte auf Mais, Raps oder Soja umsteigen.

Die Agrarsubventionen würden überflüssig, der größte Streitpunkt in der Welthandelsrunde wäre beseitigt. "Wir könnten die Doha-Gespräche in wenigen Tagen abschließen", freute Lamy sich am Rande des UNEP-Verwaltungsratstreffen im Februar. Diese Idee will er sich nicht durch Umweltbedenken gefährden lassen.

Vorläufiges Aufatmen
Zumindest auf den Ssese-Inseln können die Bewohner aufatmen - vorläufig. Das kenianisch-ugandische Unternehmen Bidco, dem Museveni die geschützten Wälder angetragen hatte, hat nach zahlreichen Protesten Ende Mai wieder Abstand vom Projekt genommen.

Doch Museveni wird vermutlich einfach nach anderen Investoren Ausschau halten, glauben Umweltschützer - zu groß sei der erwartete Gewinn. "Und irgendwann geht es dann auch dem Kongo-Regenwald an den Kragen", befürchtet Nature-Direktor Mugisha. In der Demokratischen Republik Kongo befindet sich der zweitgrößte Regenwald der Wald, gut sechzig Millionen Hektar unberührter Urwälder. Weite Teile der Region seien ohnehin vollkommen unkontrolliert, warnt Mugisha.