Merkel: Riesenschritt nach vorn - Weg frei für UN-Verhandlungen über Klimaziele mit den USA

Klima-Kompromiss bei G-8-Gipfel

Die G-8-Staaten haben sich auf ihrem Gipfel in Heiligendamm auf einen Kompromiss beim Klimaschutz verständigt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach am Donnerstag von einem "Riesenschritt nach vorn". Die sieben führenden Industrieländer und Russland (G-8) erkennen an, dass verpflichtende Ziele zur Reduktion der Treibhausgase notwendig sind. Bisher hatten die USA konkrete Klimaziele abgelehnt. Zahlen wurden aber nicht vereinbart.

 (DR)

Verbindliche Ziele sollen dem Kompromiss der Staats- und Regierungschefs zufolge im Rahmen der Vereinten Nationen festgelegt werden. Dies hatte Merkel vor Beginn des Gipfels als unabdingbar bezeichnet. Beginnen sollen die Verhandlungen auf der Weltklimakonferenz im Dezember in Bali (Indonesien), enden sollen sie 2009.

Mit ihrer Forderung, bereits konkrete Reduktionsziele festzulegen, konnte sich die EU auf dem Gipfel unter deutschem Vorsitz nicht durchsetzen. Die von Japan, Kanada und der EU angestrebte Senkung der klimaschädlichen Gase um 50 Prozent bis 2050 wird nach der Kompromissformel aber "ernsthaft in Betracht gezogen werden", so Merkel:"Ich kann mit diesem Kompromiss sehr, sehr gut leben."

Auch der britische Premierminister Tony Blair begrüßte die Vereinbarung. Jetzt sei der Weg frei für ein wirklich weltweites Klimaschutz-Abkommen, das auch die USA, China und Indien einschließe.

Merkel zeigte sich überzeugt, dass die USA nun bei den Verhandlungen über ein Folgeabkommen für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll dabei sein werden. Das Kyoto-Protokoll verlangt von den Industrieländern eine Reduktion der Emissionen um durchschnittlich 5,2 Prozent.

Washington hat es stets abgelehnt und nicht unterzeichnet.
Im Rahmen der UN ist es laut Merkel leichter, auch die Schwellenländer in Klimaschutzmaßnahmen einzubeziehen, wie von den USA gefordert. "Die Entwicklungsländer sehen die Legitimation für Verpflichtungen viel stärker bei der UNO als wir das tun", erklärte Merkel. Der Klimaschutz soll in unterschiedlicher, aber gemeinsamer Verantwortung erfolgen. Schwierig war nach ihren Worten, das 50- Prozent-Ziel der EU im Text "überhaupt unterzubringen".

Die Umweltstiftung WWF lobte den Kompromiss. "Es ist ein guter Anfang, aber wir sind noch nicht da, wo wir hin müssen", sagte WWF- Klimaexpertin Regine Günther dem epd. Das Ergebnis von Heiligendamm bedeute den Beginn von Verhandlungen über das Ziel, den weltweiten Temperaturanstieg auf maximal zwei Grad zu begrenzen. Das Zwei-Grad- Ziel wird laut Merkel zwar nicht explizit genannt, aber durch den Bezug auf den Bericht des Weltklimarats anerkannt.