Studie: 12,8 Millionen Deutsche ungewollt kinderlos

Vergebliche Liebesmüh

Bei rund 12,8 Millionen Deutschen zwischen 25 und 59 Jahren ist laut einer Erhebung der Kinderwunsch bisher unerfüllt geblieben. Nach der am Mittwoch in Berlin vorgestellten Allensbach-Studie zum Thema "Ungewollt kinderlos" im Auftrag des Berlin-Instituts für Bevölkerung haben etwa 30 Prozent der untersuchten Altersgruppe keine Kinder, davon aber nur acht Prozent freiwillig.

 (DR)

Viele Partnerschaften in Deutschland bleiben ungewollt kinderlos. 12,8 Millionen Bundesbürger zwischen 25 und 59 Jahren gaben bei einer Befragung an, dass bei ihnen der Wunsch nach einem Kind bis jetzt unerfüllt blieb, obwohl sie sich sehnlich Nachwuchs wünschen. Darunter sind 1,4 Millionen Männer und Frauen, die es bereits mehr als ein Jahr lang ohne Erfolg "probiert" hätten, ergab die am Mittwoch vorgestellte Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung und des Demoskopie-Instituts Allensbach.

Der Leiter des Berlin-Instituts, Reiner Klingholz, sagte in Berlin, das Problem ungewollter Kinderlosigkeit aus medizinischen Gründen werde in der Gesellschaft bislang als Tabu-Thema behandelt. Dabei würde der seit Jahren zu verzeichnende Geburtenrückgang noch drastischer ausfallen, wenn zwischen 1997 und 2005 nicht insgesamt rund 95 000 Kinder nach In-vitro-Befruchtung zur Welt gekommen wären. Mit Hilfe dieser Methode hatte in Deutschland den Angaben zufolge 1982 das erste Baby das Licht der Welt erblickt.

Der Studie zufolge lag der Anteil der durch künstliche Befruchtung geborenen Kinder an der Gesamtzahl der Neugeborenen in Deutschland zwischen 2000 und 2005 bei 1,65 Prozent. Seit der am 1. Januar 2004 in Kraft getretenen Gesundheitsreform sei jedoch ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Die gesetzlichen Krankenversicherungen übernehmen seitdem nur noch 50 Prozent der Kosten für maximal drei Behandlungen, während sie zuvor vier Behandlungen voll bezahlten. Dies erkläre auch das Zurückgehen des Anteils dieser Behandlungsmethode von 2,6 Prozent im Jahre 2003 auf 1,0 in 2005. Der Eigenanteil für eine Behandlung liegt den Angaben zufolge bei 1800 Euro.

In Dänemark hingegen, wo Paare mit unerfülltem Kinderwunsch drei Behandlungen laut Bericht voll bezahlt bekommen, wenn diese in einer öffentlichen Klinik erfolgen, lag der Anteil künstlich befruchteter Kinder an der Gesamtzahl der Neugeborenen im Schnitt der Jahre 2000 bis 2005 bei 3,96 Prozent, also fast zweieinhalb Mal höher als in Deutschland.

Nach Angaben der Leiterin des Kinderwunschzentrums an der Berliner Charité, Bettina Pfüller, sind in ihrer Beratung die meisten Paare heute zwischen 25 und 35 Jahren. Die medizinischen Gründe für eine Kindertherapie lägen zu je 40 Prozent bei Frauen und Männern begründet. In 20 Prozent der Fälle seien beide Partner betroffen oder die Ursachen nicht zu finden, sagte die Ärztin. Das durchschnittliche Alter der Männer liege bei 35 Jahre, das der Frauen sei seit dem Inkrafttreten der Gesundheitsreform jedoch von 32 auf 33,5 Jahre angestiegen, erläuterte sie.

Die Charité-Ärztin verwies darauf, dass bereits ab dem 30. Lebensjahr die natürliche Fruchtbarkeit bei Frauen allmählich zurückgehe. Auch bei künstlichen Befruchtungen werde ab diesem Zeitpunkt die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft geringer. Laut Umfragen nehmen 40 Prozent der Befragten an, dass dieser Prozess erst ab 40 Jahre einsetzt, weitere 14 Prozent gehen sogar erst von etwa 45 Jahre aus.