Papst Benedikt XVI. beginnt Sommerurlaub in den Dolomiten

Viel Stille und ein wenig Arbeit

Woche für Woche Audienzen und andere offizielle Termine, die Feierlichkeiten zu seinem 80. Geburtstag, zuletzt der Besuch Lateinamerikas - Papst Benedikt XVI. kann auf eine bewegte erste Jahreshälfte zurückblicken. Die Zeit dazu hat er ab Montag, dann heißt es auch für das Kirchenoberhaupt: Auf in den Urlaub auf! Dort erwartet ihn neben frischer Bergluft ein gut vorbereitetes Alpendorf.

 (DR)

Heimat des 33-Tage-Papstes Johannes Paul I.
In den Kurienbüros und Ministerien regieren die Stallwachen, denn die Abreise des Papstes ist auch für die Eminenzen und Exzellenzen das Signal, in den Jahresurlaub zu gehen.

Nach zwei Sommern im Aosta-Tal hat sich Benedikt XVI. in diesem Jahr für das andere päpstliche Reiseziel entschieden, für das Cadore-Tal bei Belluno in den Dolomiten. Sechs Mal hatte Johannes Paul II. in der 600-Seelen-Gemeinde Lorenzago Quartier bezogen, zuletzt 1998. Dann erhielt das Salesianer-Chalet in Introd bei Aosta den Vorzug - auch weil es besser abzusichern ist. Zudem bezeichnen mitreisende Journalisten die Landschaft mit dem Blick auf die Kette der Viertausender um den Montblanc als noch imposanter.

Der Papst aus Bayern hat sich diesmal für die Heimat des 33-Tage-Papstes Johannes Paul I. entschieden. Inwieweit dabei auch die pastoralen Wirrungen in Introd eine Rolle spielten, wo der Pfarrer wegen einer mutmaßlichen Vaterschaft ins Gerede kam, ist nicht bekannt.

Ohne offizielle Termine und Programm
Vom Angelus-Gebet an den beiden kommenden Sonntagen abgesehen, verbringt Benedikt XVI. seine 19 Urlaubstage ganz ohne offizielle Termine und Programm. "Privacy pur", sagen Vatikan-Prälaten. Der Papst müsse sich von den Strapazen der vergangenen Monate erholen. Er werde Spaziergänge unternehmen, lesen, wieder öfter Klavier spielen. Er wolle aber auch am zweiten Teil seines "Jesus"-Buches schreiben. Denn der erste Teil, der pünktlich Mitte April zu seinem 80. Geburtstag erschien und es auf den Bestseller-Listen nach ganz oben schaffte, umfasst nur die Spanne von der Taufe am Jordan bis zur Verklärung. Passion, Kreuzigung und Auferstehung blieben ebenso ausgespart wie die Kindheit Jesu.

Möglicherweise arbeitet Benedikt XVI. auch an seiner zweiten Enzyklika. Zudem wird er sicher auch die Ansprachen für seine nächste große Reise schreiben, die er vom 7. bis 9. September nach Mariazell und Wien in Österreich unternimmt. Zuvor reist er am 2. September noch zu einem Tagesbesuch in den mittelitalienischen Wallfahrtsort Loreto. Am 21. Oktober will er der süditalienischen Metropole Neapel einen Besuch abstatten. Ob für dieses Jahr noch weitere Reisen anstehen, etwa ob die geplante Reise zur UNO nach New York schon 2007 stattfindet oder doch erst 2008, ist Spekulation.

Ansonsten wird Benedikt XVI. sicher auch weiter über die Personalsituation und die Struktur der Kurie nachdenken. In den vergangenen Wochen und Monaten hatte er hier wichtige Entscheidung getroffen: Er nominierte einen neuen Innenminister und einen neuen Ostkirchen-Chef.

Etliche Umbesetzungen stehen noch an
Der als Bibliothekar unterbeschäftigte Spitzen-Diplomat Kardinal Jean-Louis Tauran wurde reaktiviert und mit der Leitung des Dialog-Rates betraut - und dieser zugleich aufgewertet. Nach der islamischen Polemik um den Regensburger Vortrag schien dies dringend notwendig. Auch wurde ein neuer Präsident für den Medienrat bestimmt und der bisherige Amtsinhaber US-Erzbischof John Foley nach 23 Amtsjahren mit einer Kardinals-Position betraut.

Etliche Umbesetzungen stehen freilich noch an: Die Chefs von Heiligsprechungs-Kongregation, Wirtschaftspräfektur, Kulturrat oder Pönitentierie haben das Pensionsalter überschritten oder erreichen es in diesen Tagen. Danach dürfte auch wieder ein Konsistorium zur Ernennung neuer Kardinäle anstehen. Beobachter sprechen vom 25. November, dem Christ-König-Fest und Ende des Kirchenjahres. Dafür ist unter anderen erneut der deutsche Kurienerzbischof Paul Josef Cordes im Gespräch.