Günter Wallraff plant Rushdie-Lesung in Moschee

Nur noch "Wie und Wo" klären

Die Türkische-Islamische Union Ditib hat sich entschieden gegen die erneuten Morddrohungen gegen den Schriftsteller Salman Rushdie ausgesprochen. "Der Islam ist eine friedliche und gemäßigte Religion", erklärte der Verband am Freitag in Köln. Den Plänen Günter Wallraffs, in der neuen Kölner Moschee aus Rushdies "Satanischen Versen" vorzulesen, scheint nun nichts mehr im Weg zu stehen.

 (DR)


Wallraff zuversichtlich
Muslime erwarteten ebenfalls einen respektvollen Umgang in Bezug auf ihre religiösen Gefühle. Äußerungen, die keine Rücksicht auf die religiösen Sensibilitäten nehmen, sollten vermieden werden, hieß es in der Erklärung weiter. Erst der gegenseitige Respekt stärke ein besseres Miteinander.

Die Ditib ist Bauherr der im Kölner Stadtteil Ehrenfeld geplanten Moschee. Sie soll nach Angaben des Verbandes ein Ort der Transparenz und des Dialogs werden. Der Kölner Schriftsteller Günter Wallraff ("Ganz unten") hatte daraufhin gefordert, die Ditib beim Wort zu nehmen und dem Verband eine Lesung aus Salman Rushdies umstrittenen Roman "Die Satanischen Verse" in der Moschee vorgeschlagen.

Nach einem Gespräch mit Vertretern der Türkisch-Islamischen Union (Ditib) ist Wallraff zuversichtlich, dass eine gemeinsame Veranstaltung über "Die satanischen Verse" stattfinden kann. Offen sei noch das "Wie und Wo", sagte der Kölner Autor. Der Dialog solle fortgesetzt werden, wenn die Entscheidungsträger des Verbandes aus dem Urlaub zurückgekehrt sind, teilte Wallraff weiter mit.

Seit 1989 mit einem so genannten Fatwa belegt
Wegen der Darstellung des Propheten Mohammeds in dem Buch war Rushdie im Jahr 1989 vom iranischen Staatschef und Religionsgelehrten Ayatollah Khomeini mit einem so genannten Fatwa belegt worden. Damit wurden Moslems auf aller Welt zur Tötung des Schriftstellers aufgefordert. Rushdie lebte daraufhin mehrere Jahre unter Polizeischutz und an ständig wechselnden Wohnorten. Nach eigenen Angaben hatte auch Günter Wallraff dem verfolgten Autor einige Zeit Unterschlupf gewährt.

Als das britische Königshaus im Juni mitteilte, dass Rushdie in den Ritterstand erhoben werden soll, kam es in Iran, Pakistan und Malaysia zu Ausschreitungen, bei denen erneut die Tötung des Autors gefordert wurde.