Landeskriminalamt: Diebe schrecken vor nichts zurück

Kupferklau auf Friedhöfen im Rheinland

Aufregung und Entsetzen bei den Angehörigen von Verstorbenen. In letzter Zeit häufen sich im Rheinland Fälle von Diebstählen auf Friedhöfen. Die Täter haben es gezielt auf Metallgegenstände abgesehen. Insbesondere Vasen, Kreuze und Statuen aus Kupfer haben die Diebe im Visier. Denn das Edelmetall ist kostbar. Der Preis auf dem Weltmarkt liegt derzeit bei rund 6.000 Euro pro Tonne.

 (DR)

Bronze im Wert von mehreren tausend Euro
Auf einem Kölner Friedhof stahlen unbekannte Täter am vergangenen Wochenende diverse Gegenstände aus Bronze im Wert von mehreren tausend Euro. Darunter war auch eine rund 80 Zentimeter hohe Madonnenstatute. Bronze besteht zu etwa 85 Prozent aus Kupfer. In Düsseldorf wurde unter der Woche der Diebstahl von Vasen und anderen Gefäßen aus Kupfer angezeigt, die auf Gräbern gestanden hatten. Auch vor Kirchentüren machen die Diebe nicht halt. Die katholische Bonner Sankt Evergislus-Gemeinde beklagt den Verlust der kupfernen Regenrinnen ihres Gotteshauses. In der Kölner Kirchengemeinde Herz Jesu wurde wurde ein 35 Zentimeter hohes Altarkreuz samt zweier Altarkerzenhalter gestohlen.

"Die Preise für Kupfer und andere Metalle ist auf dem Weltmarkt stark gestiegen", weiß auch der Sprecher des Landeskriminalamtes
(LKA) in Düsseldorf, Frank Scheulen. Das rufe immer mehr Kriminelle auf den Plan. Aber längst nicht nur auf Friedhöfen. Metallklau sei zu einem umfassenden Problem geworden. Nahe Düsseldorf hätten Diebe erst unlängst 300 Bierfässer aus Aluminium entwendet. Von einem Speditionshof seien Stahlträger mit einem Gesamtgewicht von 20 Tonnen abhanden gekommen.

Und immer wieder klage die Deutsche Bahn über den Diebstahl von Signalleitungen und ganzen Schienensträngen, so Scheule. Die Zahl der in Nordrhein-Westfalen gemeldeten Metalldiebstähle stieg laut LKA-Angaben allein im vergangenen Jahr um mehr als das Sechsfache. 327 diesbezügliche Straftaten wurden 2006 registriert. Im Jahr davor waren es lediglich 50.

Vom Friedhof zum Schrotthändler
Tatsache sei auch, dass die Zahl der gemeldeten Diebstähle auf Friedhöfen in den letzten Monaten zugenommen habe, so der Sprecher des LKA. "Die Diebe schrecken vor nichts mehr zurück." Juristisch sei das dann zusätzlich Störung der Totenruhe. Die Polizei gehe sowohl von Einzeltätern als auch von Banden aus, die gezielt die wertvollen Grabschmucke entwenden. "Häufig werden sie sofort eingeschmolzen und zum nächsten Schrotthändler gebracht." Der wiederum mache sich der Hehlerei strafbar, wenn er wisse, dass es sich um Diebesgut handelt. "An gestohlenen Gegenständen kann man kein Eigentum erwerben", mahnt Scheule.

Als nicht ganz so dramatisch schildert der Bund deutscher Friedhofsgärtner in Bonn das Problem. Diebstähle auf Friedhöfen kämmen immer wieder vor - bis hin zum Klau von Blumensträußen kurz vor Muttertag, so Geschäftsführer Jörg Freimuth. Eine Zunahme bundesweit sei bislang für ihn nicht erkennbar.

Dass die Täter sogar so weit gehen, Inschriften von Grabsteinen abzuschlagen, ist Experten ein Rätsel. Sie bestünden ähnlich wie viele Friedhofslaternen lediglich aus Legierungen mit geringerem Kupferanteil, so die Geschäftsführerin einer der größten Kunstgießereien in Deutschland, Edith Strassacker. Sie verweist darauf, dass so ein Diebstahl vor allem emotionale Zerstörungen anrichtet: Denn dass Menschen überhaupt so etwas fertig bringen, verletzt die Seele der Angehörigen allemal mehr als ihren Geldbeutel.

Johannes Schönwälder