Den Mordaufruf gegen Salman Rushdi habe er „sehr persönlich“ genommen, so der Kölner Schriftsteller Günter Wallraff im domradio-Interview. Als Autor, der sich selbst kritisch mit der Gesellschaft auseinandersetze, sei es für ihn selbstverständlich gewesen, Rushdi bei seinem Kampf gegen religiösen Fanatismus und für Meinungsfreiheit zu unterstützen.
Die Satanischen Verse seien kein Buch für den Westen, so Wallraff, vielmehr sollte jeder Muslime es gelesen haben. Wie auch das Christentum nicht mehr wörtlich an die biblischen Wunder glaube, so müsse auch der Islam seine Schriften „auf unsere Zeit hin neu interpretieren“.
„Mohammed-Karikaturen sind nur Vorwand“
In der aktuellen Debatte sieht Wallraff lediglich einen Vorwand, den die Fundamentalisten gerne aufgriffen, um ihre „Absolutheitslehre“ gegen jede Öffnung und Neuinterpretation zu verteidigen. Er könne für die in ihren religiösen Gefühlen verletzten Menschen Verständnis aufbringen, aber „Verständnis haben und verstehen und billigen“ seien unterschiedliche Dinge. Dahingegen sei die „Meinungsfreiheit ein so hohes Gut, […] das wir nicht einfach aufgeben können“. Ein neuer Vorwand könne jederzeit entstehen, so Wallraff. „Dann ist es keine Karikatur“, sondern beispielsweise jemand, der es wage, im Koran frauenfeindliche Sätze zu hinterfragen.
Vor genau 17 Jahren, am 14. Februar 1989, verhängte der iranische Ayatollah Khomeini eine Fatwa gegen Salman Rushdie. In diesem islamischen Rechtsgutachten wurde zum Mord an Rushdie wegen dessen angeblicher Gotteslästerung in seinem Buch Die Satanischen Verse aufgefordert. Günter Wallraff hatte das Buch des britischen Schriftstellers in Deutschland veröffentlicht und ihn in seinem Kölner Haus aufgenommen.
Damals Verse, heute Karikaturen: „Jede Religion muss sich in Frage stellen.“
Günter Wallraff zum 17. Jahrestag der Fatwa gegen Salman Rushdi
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