Islamunterricht an katholischer Haupt- und Realschule

Jeder braucht Zugang zum Glauben

Als erste kirchliche Schule in Deutschland bietet die Michaelschule im emsländischen Papenburg islamischen Religionsunterricht an. Die katholische Haupt- und Realschule führt das Fach ab Schuljahresbeginn in den Klassen fünf und sechs ein, wie der stellvertretende Schulabteilungsleiter im Bistum Osnabrück, Michael Sommer, sagte.

 (DR)

Jeder Schüler einer konfessionellen Schule solle über den Religionsunterricht Zugang zu seinem Glauben erhalten können, betonte Sommer. Das gelte auch für junge Muslime. Die Schule im Stadtgebiet Obenende, wo es keine öffentliche Haupt- und Realschule gibt, hat laut Bistum rund 40 muslimische Schüler. Sie werden künftig von einem muslimischer Islamwissenschaftler in deutscher Sprache unterrichtet. Geplant sind auch Kooperationen mit dem katholischen und evangelischen Religionsunterricht, um die Dialogfähigkeit der Schüler zu stärken.

Bislang besuchen muslimische Schüler, die nicht am christlichen Religionsunterricht teilnehmen, den weltanschaulich neutralen Ersatzunterricht "Werte und Normen". Das sei in einer kirchlichen Schule nicht sinnvoll, sagte Sommer. Das Fach Religion könnten nur Lehrer unterrichten, die auch die Praxis kennen. Auch von Sport- und Musiklehrern würden nicht nur Theoriekenntnisse erwartet, sondern dass sie selbst musizierten oder Sport trieben.

Modellversuche in vier Bundesländern
Für die 600.000 muslimischen Schüler in Deutschland gibt es bislang keinen regulären Islam-Unterricht. In Nordrhein-Westfalen, Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg laufen Modellversuche in Grundschulen. Da es in Niedersachsen keinen Lehrplan für islamischen Religionsunterricht in der Sekundarstufe I gibt, wurde der Lehrplan für Papenburg vom Schulträger zusammen mit einem Religionspädagogen der Universität Osnabrück erstellt. Auch die Moscheegemeinde der Stadt und christliche Religionslehrer beteiligten sich daran.