Hilfswerk CARE fordert mehr Engagement der Bundesregierung für den Tschad

Not im Tschad

Die Hilfsorganisation CARE hat der Bundesregierung mangelndes Engagement bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise im zentralafrikanischen Tschad vorgeworfen. Es sei jetzt dringend notwendig, dass Deutschland sich an den Maßnahmen der Vereinten Nationen und der Europäischen Union beteilige, sagte der Vorstandsvorsitzende von CARE Deutschland, Heribert Scharrenbroich. "Daran muss sich die Bundesregierung beteiligen, da kann man nicht einfach abseits stehen", so Scharrenbroich im domradio-Interview.

 (DR)

"Die von der G-8 unter deutscher Präsidentschaft beschlossenen Hilfen für Afrika werden die betroffenen Menschen im Osttschad nicht erreichen, wenn die Sicherheitslage sich dort nicht entscheidend verbessert", betonte Heribert Scharrenbroich in Berlin. Im Osten des Tschad leben den Angaben zufolge derzeit rund 230.000 Flüchtlinge aus der sudanesischen Bürgerkriegsregion Darfur sowie weitere rund 172.000 Vertriebene aus dem Tschad selbst. Hinzu kämen rund 42.000 Flüchtlinge aus der im Süden angrenzenden Zentralafrikanischen Republik.

Das Hilfswerk begrüßte die geplante Stationierung einer EU-Truppe mit UN-Mandat und den gemeinsamen Einsatz von UN- und tschadischen Polizisten.
Scharrenbroich forderte die Bundesregierung auf, sich an der Ausgestaltung des Mandats zu beteiligen. Er schlug etwa logistische Unterstützung und Ausrüstungshilfen für die tschadische Polizei vor. Es sei zu befürchten, dass der Einsatz von Militär und Polizei nicht rechtzeitig mit dem Ende der Regenzeit Ende September beginnen werde. Zudem sei die Neutralität der Truppe zwischen Regierungstruppen und Rebellen gefährdet. Nötig sei ein "robustes Mandat" mit erlaubtem Waffeneinsatz zur Friedenssicherung. Dabei sei die französische Regierung mit ihrer Unterstützung des tschadischen Präsidenten Idriss Déby und der Größe des französischen Truppenkontingents ein "besonders neuralgischer Punkt der Mission", so Scharrenbroich.

Der Tschad gehöre zu den zehn ärmsten Staaten der Welt, hieß es. Die Regierungsgewalt beschränke sich auf das Gebiet der Hauptstadt N'Djamena. Ansonsten herrsche weitgehende Gesetzlosigkeit. CARE sieht als Voraussetzung für eine Rückkehr von Flüchtlingen und Vertriebenen eine verbesserte Sicherheitslage an. Für die Sicherheit der Zivilbevölkerung und der Hilfskräfte vor Ort sei es wichtig, dass die Bundesregierung aktiv mitarbeitet. Derzeit sehe die sich jedoch außerstande „mitzuwirken". „Das halten wir für problematisch", sagt Scharrenbroich im domradio-Interview.

Zur Zeit betreut Care rund ein Fünftel der Flüchtlinge aus dem Tschad. Diese Hilfe umfasst sowohl medizinische Versorgung als auch das Einrichten von Brunnen und Öfen. „Dabei bemühen wir uns sorgsam mit den natürlichen Ressourcen, die es dort gibt, umzugehen", so Scharrenbroich.