Japanische Walfangflotte in die Arktis aufgebrochen - Greenpeace protestiert

Größter Walfang seit Jahrzehnten

Mit großen Feierlichkeiten wurde am Sonntag die neue Walfangsaison in Japan eröffnet. Der kommerzielle Walfang und der Verkauf von Walfleisch ist eigentlich seit 1986 verboten. Doch die Japaner haben eine Lücke im System gefunden. Seit Jahrzehnten betreibt das Land so genannten "wissenschaftlichen Walfang". "Formaljuristisch ist das in Ordnung", erläutert Thilo Maack, Meeresbiologe und Meeresexperte bei Greenpeace Deutschland. Der Völkergemeinschaft seien die Hände gebunden.

 (DR)

Das japanische Fischereiministerium spricht vom größten Walfang seit 1963. 50 Buckelwale sowie fast 1000 kleinere Wale sollen in der Antarktis gefangen werden. Bis April wird die Flotte unterwegs sein. Das Mutterschiff wird von fünf kleineren Schiffen begleitet. Sie sollen unter anderem Daten zum Mageninhalt der Meeressäuger und zu ihrem Alter sammeln. Nach der Rückkehr der Fangflotte Mitte September wird das Fleisch auf Fischmärkten verkauft. Dieses Vorgehen ist vom internationalen Walabkommen gedeckt.

In Japan zahlen Feinschmecker bis zu 600 Dollar für ein Kilo Walfleisch. Jährlich werden dort 48 Millionen Dollar umgesetzt. Die große Mehrheit derJapaner allerdings verzehrt kein Walfleich. Das Fischereiministerium versucht das zu ändern. Laut Greenpeace werden Kochbücher gedruckt und in den Schulen gab es seit Jahrzehnten erstmals wieder Walfleisch, subventioniert vom Staat.

Das Fleisch der in Norwegen geschossenen Wale wurde bisher eingefroren, da die Norweger kaum Walfleisch essen. Nach Aussagen von Greenpeace will Norwegen das Fleisch aber nach Japan exportieren.

Wale noch immer bedroht
Japan und Norwegen wollen nach Aussagen von Umweltschützern beider Länder den Walfang als absterbendes Industriegewerbe schützen. Die Befürworter des Walfangs argumentieren, die Walbestände weltweit würden seit Jahren steigen. In diesem Jahr sollen vor allem Buckelwale gefangen werden. Diese Art ist stark bedroht. Während nach Schätzungen der internationalen Organisation für Walschutz gegenwärtig nur noch 30 000 bis 40 000 Buckelwale im Weltmeer leben, spricht Japan von 60 000 Buckelwalen. 50 Wale würden da keinen Unterschied machen.

Greenpeace bestreitet die Erholung der Bestände. Seit dem internationalen Walfangmoratorium von 1986 hätten sich einige Bestände tatsächlich leicht erholt, seien aber noch lange nicht stabil. Andere Arten, wie der Glattwal zählen nur noch 300 Exemplare und sind nicht mehr vor dem Aussterben zu retten. Auch die Bestände des Pottwals seien auf ein Fünftel der letzten Schätzung geschrumpft. Zudem gäbe es keinen größeren Absatzmarkt für Walfleisch. Greenpeace fordert daher seit Jahren den vollständigen Stopp des Walfangs.

Ausnahmen vom Walfangverbot galten lange für die traditionellen Völker der Arktis. Die Inuit lebten schon immer von gejagten oder gestrandeten Walen, aber ohne sie auszurotten und nicht, um Profit damit zu machen. Der traditionelle Subsidenzwalfang der Inuit war -in Grenzen- bis 2002 erlaubt. Ausgerechnet Japan aber habe durchgesetzt, dass den Ureinwohnern dies verboten wurde, erläutert Greenpeace.