Alkoholkonsum bei Jugendlichen besorgniserregend

Jahrbuch Sucht 2008

Der Alkoholkonsum unter Jugendlichen in Deutschland hat sich einer Studie zufolge auf einem besorgniserregend hohen Niveau eingependelt. Sorge bereite vor allem das sogenannte Komasaufen, das bei Jugendlichen aus sozial benachteiligten Schichten weit verbreitet sei, sagte der stellvertretende Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, Raphael Gaßmann, bei der Vorstellung des "Jahrbuches Sucht 2008". Rund 25 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen würden auf diese Weise exzessiv Alkohol konsumieren.

 (DR)

Dem Jahrbuch zufolge konsumierte jeder Deutsche im Jahr 2006 durchschnittlich 10,1 Liter reinen Alkohol. Damit sei der Konsum zwar um 0,1 Liter pro Kopf gesunken, Deutschland zähle jedoch weiterhin zu den fünf Nationen mit dem weltweit höchsten Alkoholverbrauch, sagte Gaßmann.

Bei den Elf- bis 15-Jährigen ist der Tabak-, Alkohol- und Cannabiskonsum seit 2003 zurückgegangen. Feststellbar sei jedoch eine deutliche Polarisierung unter den Jugendlichen, sagte der Projektleiter der Gesellschaft für Angewandte Sozialforschung, Wolfgang Settertobulte. Während etwa nur jeder zehnte Jugendliche aus sozial bessergestellten Schichten zur Zigarette greife, seien es bei sozial benachteiligten Jugendlichen rund 40 Prozent.

Zudem beginne der Konsum von Suchtmitteln früher. So würden Jungen und Mädchen durchschnittlich im Alter von 13 Jahren mit dem Rauchen beginnen, im 14. Lebensjahr erlebten sie ihren ersten Alkoholrausch und mit 15 Jahren würden sie zum ersten Mal mit Cannabis in Kontakt kommen. Diese Entwicklung sei seit 2002 unverändert, nachdem sich in den 90er Jahren eine stetige Vorverlagerung beobachten ließ.

Alkohol sei eine der gefährlichsten Substanzen im Straßenverkehr, sagte Martina Albrecht von der Bundesanstalt für Straßenwesen. Vor allem männliche Fahrer verursachten acht Mal mehr Unfälle mit Personenschaden unter Alkoholeinfluss als weibliche. Die höchste Risikogruppe stellten dabei die 21- bis 24-Jährigen. Bei jüngeren Fahrern steige bei einem Alkoholwert von 1,1 Promille das Unfallrisiko bis auf das 150-fache, sagte Albrecht.

Im vergangenen Jahr haben nach Angaben des Fachverbandes Drogen und Rauschmittel mehr als 350.000 Menschen in einer Suchtberatungsstelle Hilfe gesucht. 93.000 Menschen seien im vergangenen Jahr ambulant und 30.000 stationär allein wegen Alkoholabhängigkeit betreut worden. 70 Prozent der Alkoholkranken und 66 Prozent der Drogenabhängigen hätten eine stationäre Behandlung erfolgreich abgeschlossen, sagte Jost Leune, Geschäftsführer des Fachverbandes. Gleichzeitig kritisierte er, dass rund 90 Prozent der Suchtberatungsstellen in Deutschland nicht finanziell abgesichert seien.