Indonesiens langjähriger Machthaber Suharto ist am Sonntag gestorben

Der lächelnde Diktator

Als "Vater der Entwicklung" ließ er sich im In- und Ausland feiern. General Suharto regierte Indonesien seit 1965 und war ein wichtiger Verbündeter des Westens. Dann enthüllte 1997 die Asienkrise gnadenlos die Schwächen seiner Herrschaft: Auslandsschulden, Unterdrückung und schamlose Bereicherung. Indonesien stürzte in eine schwere Krise, und mit stürzte Suharto.

 (DR)

Der lächelnde General hatte nach seiner Machtübernahme 1965 eine "gelenkte Demokratie" begründet, die aber mehr diktatorische als freiheitliche Elemente enthielt. Dominante Kraft war das Militär.

Zwar gab es kurze Phasen eines politischen Frühlings. Aber Autonomiewünsche in entlegenen Gebieten wurden mit brutaler Gewalt erstickt, Kritiker inhaftiert oder ermordet, Zeitungen verboten oder scharf überwacht. Das waren die Schattenseiten des Wegs vom Agrarland zur Industrienation, den Suharto Indonesien verordnete.

Während der Asienkrise entlud sich die Wut über wachsende Arbeitslosigkeit und drastische Preissteigerungen in heftigen Unruhen. Ganze Straßenzüge gingen in der Hauptstadt Jakarta in Flammen auf. Im Mai 1998 schließlich zwangen Getreue im Militär Suharto zum Rücktritt. Dabei sicherten ihm die mächtigen Generäle zu, ihn weiterhin zu schützen - und hielten Wort: In seiner Villa im grünen Nobelviertel Menteng lebte Suharto weiter unbehelligt.

Niemals zur Rechenschaft gezogen
Versuche von Bürgerrechtlern, ihn wegen Korruption und Amtsmissbrauch vor Gericht zu stellen, scheiterten. Anfang Januar 2008 bestätigte Generalstaatsanwalt Hendaman Supandji, dass sämtliche Strafverfahren wegen Krankheit eingestellt sind. Zuletzt war 2006 gegen Suharto ermittelt worden. Allerdings sollen die Zivilklagen auf Entschädigung weiterlaufen. Dabei geht es um mindestens 440 Millionen US-Dollar, die Suharto aus Stiftungen veruntreut haben soll.

Bürgerrechtler kritisierten die Einstellung der Strafverfahren gegen den Ex-Diktator. "Von Anfang an hat der politische Wille gefehlt, ihn zur Rechenschaft zu ziehen", klagte der Vorsitzende der indonesischen Rechtshilfe-Vereinigungen, Hendardi.

Wie viele Javaner hat Suharto nur einen Namen. Als Sohn eines einfachen Bauern am 8. Juni 1921 in Zentraljava geboren, trat er mit 19 Jahren der niederländischen Kolonialarmee bei. In der letzten Phase des Unabhängigkeitskriegs leitete er 1949 den entscheidenden Partisanen-Angriff auf Jogjakarta. Im unabhängigen Indonesien machte er eine steile militärische Karriere.

Mit einem Putsch an die Spitze
An die Spitze des Staates kam er 1965 durch einen Putsch gegen den linksgerichteten Staatsgründer Sukarno. Die Ereignisse liegen im Dunkeln: Angeblich vereitelten die Generäle um Suharto eine kommunistische Verschwörung. Doch bis heute ist nicht völlig geklärt, was damals wirklich geschah. Die Folge war jedenfalls ein beispielloses Morden: Mindestens eine halbe Million Kommunisten und vermeintliche Sympathisanten wurde getötet. Die USA und andere westliche Länder schwiegen oder unterstützten die Menschenjagd sogar.

Später witterte Suharto hinter jeder Kritik eine Verschwörung. Er verfolgte seine Gegner - Menschenrechtler, Gewerkschafter und Journalisten - so unnachgiebig wie radikale islamische Bewegungen.

Unabhängige Parteien und Organisationen waren verboten. Kulturelle und religiöse Differenzen in dem Vielvölkerstaat durften nicht offen debattiert werden. Militärs blieben in Schlüsselstellungen im Staat.

Rückhalt in der aufstrebenden Mittelschicht
Im Ausland geriet Suharto vor allem wegen des Osttimor-Konflikts in die Kritik. 1976 hatte Indonesien die früher portugiesische Inselhälfte völkerrechtswidrig annektiert. Durch Gewalt, Hunger und Krankheiten starben Hunderttausende. Unter Suhartos Nachfolgern wurde Osttimor 2002 mit Hilfe der UN unabhängig - allerdings erst, nachdem das indonesische Militär und seine Milizen Hunderte von Menschen umgebracht und die Region in Schutt und Asche gelegt hatten.

Unter Suhartos "gelenkter Demokratie" stieg das Pro-Kopf-Einkommen in Indonesien in drei Jahrzehnten von rund 70 auf knapp 1.000 US-Dollar pro Jahr. Deshalb fand er lange Rückhalt in der aufstrebenden Mittelschicht.

Von Jutta Lietsch und Elvira Treffinger (epd)