Sie berichteten ihm vom Terror des Militärs, von Misshandlungen, willkürlichen Festnahmen, Folter und Vergewaltigung. 200.000 Menschen, so die Schätzungen, fielen der völkerrechtswidrigen Besetzung der ehemals portugiesischen Kolonie zwischen 1975 und 1999 zum Opfer.
Doch der am Sonntag vor 60 Jahren im Vemasse im Osten des Landes geborene Belo ist weit mehr als nur ein Chronist des Schreckens. Bis heute verehren ihn seine Landleute vor allem als standhaften Streiter für die Unabhängigkeit. Für viele Jahre war er die zentrale Figur des friedlichen Widerstands. Immer wieder drängte der katholische Bischof die indonesischen Besatzer zur Einhaltung der Menschenrechte.
Gleichzeitig mahnte er die internationale Öffentlichkeit, den "vergessenen Konflikt" endlich auf die Tagesordnung zu setzen. "Wir sterben als Menschen und als Kultur", schrieb er 1989 an den damaligen UN-Generalsekretär Perez de Cuellar und forderte ein Referendum über die Unabhängigkeit Osttimors unter Kontrolle der Vereinten Nationen. Es sollte weitere zehn Jahre blutiger Unterdrückung dauern, bis sein Appell Wirklichkeit wurde.
Sohn einer Lehrerfamilie
Belo wuchs als Sohn einer Lehrerfamilie in ländlicher Umgebung auf.
Mit 16 Jahren schickten ihn seine Eltern auf ein Priesterseminar in Dili. Weiterführende Studien führten ihn schließlich nach Portugal, wo er mit seiner Priesterweihe dem Orden der Salesianer beitrat. Erst
1975 kehrte er in seine Heimat zurück, in der zu dieser Zeit in Folge des Loslösungsprozesses von Portugal ein Bürgerkrieg tobte. Die katholische Kirche versetzte ihn daraufhin ins ruhigere Macao. Erst
1981 sollte ihn sein Weg wieder nach Osttimor führen, wo er 1983 im Alter von 35 Jahren die Nachfolge von Monsignore da Costa Lopes als apostolischer Administrator antrat.
Waren gegen Ende der portugiesischen Kolonialzeit nur etwa ein Drittel der rund eine Million Osttimoresen Christen und hingen ansonsten mehrheitlich traditionellen Religionen an, so änderte sich dies seit 1975 erheblich. Heute sind mehr als 90 Prozent der Bevölkerung Katholiken. Die Kirche ist die wichtigste Institution im Land, was nicht zuletzt auf das Wirken von da Costa Lopes und Bischof Belo während der Besatzungszeit zurückzuführen ist.
Belo, der sein Amt im Herbst 2002 nach eigener Darstellung aus gesundheitlichen Gründen aufgab und nach seiner Genesung eine Missionstätigkeit in Mosambik übernahm, gilt in Osttimor bis heute als Nationalheld und unumstrittene Integrationsfigur. Als es im Jahr 2006 im Zusammenhang mit den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen zu Unruhen kam, reiste er unverzüglich zu seinen Landsleuten und warb für eine friedliche Lösung der Konflikte. Das Angebot des heutigen Präsidenten Jose Ramos-Horta, als Präsidentschaftskandidat anzutreten, schlug er allerdings aus.
Von Carsten Hübner (KNA)
Nobelpreisträger Bischof Belo wird 60
Chronist des Schreckens
"Niemand auf Osttimor dürfte mit mehr Leid und Elend konfrontiert worden sein als Bischof Belo", schrieb der Menschenrechtler Klemens Ludwig 1996 anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises an Carlos Filipe Ximenes Belo. Seit seinem Amtsantritt als apostolischer Administrator für Osttimor Anfang der 80er Jahre hatten sich unzählige Landsleute in ihrer Not an Belo gewandt, der sich mit seiner Beharrlichkeit gegenüber dem indonesischen Besatzungsregime schnell einen Namen gemacht hatte.

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