Das zehnte Treffen der Kirchenkabarettisten in Bad Honnef

Kuchen trifft Bier, Katholisch trifft Evangelisch

Während über die Karnevalstage rheinauf, rheinab die Karnevals-Jecken durch die Straßen ziehen, kommen die Anhänger des Kirchenkabaretts ins Rheinstädtchen Bad Honnef zum 10. "Kirchen-Kabarett-Marathon". "Das ist eine Alternative zum Karneval", verspricht Organisatorin Christiane Kegel vom Katholisch-Sozialen Institut (KSI) und fügt hinzu: "mit Niveau".

 (DR)

Was sich 1999 der damalige Chef des KSI, Joachim Sikora, als kleine Veranstaltung am langen Fastnachtswochenende für das Tagungshaus des Erzbistums Köln ausdachte, ist mittlerweile zum echten Renner im Jahresprogramm geworden. "Wir sind auch diesmal bis zur letzten Besenkammer ausgebucht", freut sich Kegel über die rund 200 Anmeldungen, Tagesgäste nicht mitgezählt. Dabei kommen die Besucher aus ganz Deutschland, von Lübeck bis Konstanz reicht das Einzugsgebiet. Besonders stark vertreten sind Fans aus dem Ruhrgebiet: "Die lieben ihr Kirchenkabarett", meint die Organisatorin.

Das Festival lebt von einer besonderen Atmosphäre: Die Künstler bleiben zumeist über den gesamten Zeitraum, um mit den Kollegen und dem Publikum zu fachsimpeln. Dabei komme kaum jemand auf die Idee, doch noch zu den Karnevalszügen in den benachbarten Jecken-Hochburgen auszubüchsen, freut sich Kegel. Das "Who-is-Who" der kirchlichen Kabarettszene lockt eine bestimmte Zielgruppe: "Alle, die kommen, haben positive oder negative Erfahrungen mit Kirche gemacht", weiß Kegel. Jemand, dem Kirche völlig fremd ist, werde vom Programm fast nichts verstehen, befürchtet sie.

Auf den Bühnenbrettern des KSI tummeln sich in diesem Jahr viele Künstler, die auf der Gehaltsliste der beiden großen Kirchen stehen.

Gipfeltreffen am Sonntagabend
Neben protestantischen Pastören sind das auch katholische Religionspädagogen. Das Festival war von Anfang an ökumenisch ausgerichtet. So treten neben den katholischen "Maulflaschen" aus Schwaben, die ihr Programm "mit päpstlicher Genehmigung" machen, auch die Düsseldorfer "LutherRatten" auf. Nach dem Gottesdienst in der KSI-Hauskapelle am Sonntag morgen lädt das westfälische Duo "Schwester&Bruder GmbH" zur "alternativen Liturgie" mit Sakropop aus dem "real-existierenden Protestantismus".

Zum kirchen-kabarettistischen Gipfeltreffen wird es Sonntagabend kommen, wenn die katholische Koryphäe Ulrike Böhmer in ihrer Paraderolle als Erna Schabiewsky auf das evangelische Kabarett-Urgestein Micki Wohlfahrt, alias Karl Koslowski, trifft.

Unter dem Motto: "Frau trifft Mann. Kuchen trifft Bier. Katholisch trifft Evangelisch" müssen beide gemeinsam ein ökumenisches Gemeindefest planen. "Das wird ein Highlight", freut sich Organisatorin Kegel.

"Fair Play"
Nur ein Tabu gibt es laut Kegel, wenn im KSI die Kirchenkenner die Christenherde und ihre Hirten geistreich durch den Kakao ziehen: "Das Tabu haben die Künstler da, wo jemand persönlich angegriffen wird." Witze gebe es weder über den Pfarrer im Nebenort noch über einen Bischof oder Kardinal. Die Künstler würden das Amt in der Kirche sehr wohl "kabarettistisch ausleuchten", aber dabei gelte immer die christliche Nächstenliebe, oder einfach "Fair Play".

Das wird wohl auch beim kommenden Kirchenkabarett-Wettbewerb im Herbst gelten. Dann wird es im KSI erstmals um einen Preis fürs Kirchenkabarett gehen. Den ersten Preis für die wachsende Szene, die "Honnefer Zündkerze", wird Schirmherr Norbert Blüm überreichen. Um die mit 2.5000 Euro dotierte Auszeichnung soll dann eine Auswahl aus den rund 30 bis 40 in Deutschland bekannten Gruppen wetteifern.

Anmelden können sich Künstler noch bis zum 30. Mai. Für den nächsten "Kabarett-Marathon" über Karneval 2009 geht das bereits nicht mehr. "Wir sind schon jetzt wieder ausgebucht", freut sich Kegel und vertröstet aufs Jahr 2010.