Bielefelder und Braunschweiger Forscher hatten 8.000 Berufsschülern befragt. Am Montag stellten sie die Studie in Schwerte vor. Der Begriff der Sünde spiele für die meisten jungen Leute eine große Rolle, so Sozialwissenschaftler Andreas Feige. Sie hielten etwa Fremdgehen oder Vertrauensmissbrauch für eine Sünde.
Die Mehrheit der Befragten will die eigenen Kinder zu Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft und Liebe erziehen, wie Feige erläuterte. Generell sei ihr Verhalten in Familie, Freundschaft und Partnerschaft stark vom Gedanken an das Gewissen geprägt. Die wichtigste Aussage der Jugendlichen laute: «Der Schutz des Sozialen ist mir heilig und das Gewissen kontrolliert mich dabei.» Somit hätten junge Erwachsene ein feineres Gespür für die Alltagsethik als angenommen, hob der Forscher hervor.
Religiöse Dimension, aber nicht Ausdrucksform
Der Leiter des Pädagogischen Instituts der Evangelischen Kirche von Westfalen, Hans-Martin Lübking, betonte, "die religiöse Dimension" spiele bei den Jugendlichen stets eine wichtige Rolle, auch wenn sie "nicht in religiösen Ausdrucksformen" zur Sprache komme. Die Untersuchung gibt nach seiner Einschätzung wichtige Hinweise dafür, wie mit Jugendlichen über ethische und religiöse Fragen gesprochen werden könne.
Bei der Studie handelt es sich nach Angaben der Autoren um die bislang größte Untersuchung zur religiösen Einstellung von Berufsschülern. Sie könne Lücken schließen, die die Shell-Jugendstudie offen gelassen habe. Der Titel der Erhebung lautet "Lebensorientierung Jugendlicher. Alltagsethik, Moral und Religion in der Wahrnehmung von Berufsschülerinnen und -schülern in Deutschland".
Feige und Lübking stellten die Ergebnisse gemeinsam mit dem Leiter der Schulabteilung des Erzbistums Paderborn, Prälat Theo Ahrens, im Rahmen eine Fachtagung im evangelischen Bildungshaus Villigst vor. Vertreter von Kirchen, Wirtschaft, Bildungspolitik und Wissenschaft diskutierten über mögliche Konsequenzen daraus.
Umfrage: Jugend orientiert sich stark an ethischen Prinzipien
Die Jugend von heute! Von wegen!
Früher war alles besser! Die Jugend von heute! Von wegen! Jugendliche orientieren sich im Alltag stärker an ethischen Prinzipien als bislang von Wissenschaftlern angenommen. Das geht nun aus einer Befragung im Auftrag der Kirchen hervor.

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