Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Chef der Deutschen Post - Verdacht auf Steuerhinterziehung

Razzia bei Zumwinkel

Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Post, Klaus Zumwinkel aufgenommen. "Ja es gibt ein Ermittlungsverfahren gegen Herrn Zumwinkel", sagte Post-Sprecher Uwe Bensien am Donnerstag in Bonn den ddp/Dow Jones Wirtschaftsnachrichten. Medienberichten zufolge prüft die Staatsanwaltschaft Bochum, ob der 64-jährige deutsche Top-Manager einen zweistelligen Millionenbetrag am Fiskus vorbei in das Fürstentum Liechtenstein geschleust habe.

 (DR)

Am Donnerstagmorgen durchsuchten Polizei und Staatsanwaltschaft Zumwinkels Büros in der Bonner Zentrale der Deutschen Post, wie der Post-Sprecher weiter sagte. Weitere Einzelheiten, etwa zu den Vorwürfen, wollte er nicht nennen. Die Staatsanwaltschaft Bochum bestätigte auf Anfrage lediglich Durchsuchungen in Bonn und Köln "wegen eines Steuerstrafverfahrens". Der Sprecher der Schwerpunktstaatsanwaltschaft Wirtschaftskriminalität, Bernd Bienioßek, sagte jedoch nicht, gegen wen sich die Durchsuchungen richteten.

Medienberichten zufolge hat die Polizei am Donnerstagmorgen nicht nur die Büros Zumwinkels in der Bonner Post-Zentrale, sondern auch Räume in seinem Haus in Köln durchsucht. Nach Informationen des ZDF und "Spiegel Online" liegt gegen Zumwinkel ein Haftbefehl wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung vor. Dem ZDF zufolge begannen die Razzien zeitgleich gegen sieben Uhr. Die Operation sei seit Wochen geplant gewesen.

Nach Informationen von "Spiegel Online" soll Zumwinkel seit zwei Jahrzehnten mit Hilfe einer Stiftung Steuern hinterzogen haben. Das Vermögen der Stiftung habe zuletzt mehr als zehn Millionen Euro betragen. Aus umfangreichen Aufzeichnungen eines Liechtensteiner Geldinstituts soll hervorgehen, dass der Post-Chef auch überlegte, sein Vermögen nach Asien oder auf die Cayman-Inseln zu verlagern. Gegen einen Familienangehörigen Zumwinkels werde bereits seit Sommer vergangenen Jahres wegen Steuerhinterziehung ermittelt. In diesem Fall soll es um Millionensummen in Liechtensteiner Stiftungen gehen. Eine anonyme Anzeige soll dieses Steuerverfahren ausgelöst haben.

Zumwinkel gilt als einer der mächtigsten deutschen Manager. Er führt seit 1990 als Vorstandsvorsitzender die Deutsche Post und ist der dienstälteste Chef eines DAX-Unternehmens. Sein Vertrag läuft noch bis November 2008. Zudem führt er die Aufsichtsräte von Deutscher Postbank und Deutscher Telekom und sitzt in den Kontrollgremien von Deutscher Lufthansa und Arcandor. Am Wochenende hatten Spekulationen über Zumwinkels Ablösung als Telekom-Aufsichtsratschef die Runde gemacht. Die Aktie der Deutschen Post reagierte am Donnerstagvormittag mit einem deutlichen Plus von 3,8 Prozent auf 22,47 Euro.