Wachsende Kritik an Wiedereinführung der Todesstrafe in Guatemala

Zurück zu Neros Zeiten

Insgesamt 34 Menschen in Guatemala warten seit vergangener Woche auf ihren Tod. Seitdem in dem mittelamerikanischen Land die Todesstrafe wieder zugelassen wurde. Die Kritik von Menschenrechtsorganisationen und katholischer Kirche wächst. Doch Präsident Colom bleibt gnadenlos.

 (DR)

"Damit kehren wir zu den Zeiten des römischen Kaisers Nero zurück", sagte der Erzbischof von Guatemala-Stadt, Kardinal Rodolfo Quezada Toruno, am Wochenende in der Hauptstadt. Die Todesstrafe werde die Kriminalität im Land nicht bremsen.

Auch Menschenrechtsorganisationen kritisierten die Parlamentsentscheidung der vergangenen Woche, mit der der Präsident künftig wieder Todeskandidaten begnadigen oder das Urteil bestätigen kann. 2000 war die Möglichkeit der Begnadigung eingeräumt und damit de facto die Vollstreckung von Todesurteilen unmöglich gemacht worden.

Der seit Mitte Januar amtierende neue Präsident Alvaro Colom kündigte bereits an, dass er keinen der derzeit 34 Todeskandidaten begnadigen werde.

Unter den Todeskandidaten: Arme und kritische Oppositionelle
Die Internationale Menschenrechtsvereinigung (FIDH) forderte Colom auf, sein Veto einzulegen und ein Moratorium für Hinrichtungen zu verhängen. Die Menschenrechtler erklärten, die Neuregelung verstoße sowohl gegen die Verfassung als auch gegen internationales Recht.

Nach Angaben der Indigenen- und Campesino-Organisation CONIC gehören zu den Todeskandidaten vielfach Arme oder kritische Oppositionelle.

Sie hätten nicht genug Geld für Schmiergelder, um sich aus ihrer Lage zu befreien. Die Organisation wörtlich: "Die Todesstrafe ist nicht die Lösung des Gewaltproblems in unserer Gesellschaft. Die Gewalt wurde durch den Staat und seine Institutionen gesät."