Freiburg freut sich über die Wahl von Erzbischof Robert Zollitsch

Urplötzlich Bundesliga

"Es ist ungefähr so, als ob wir von der Regional- urplötzlich in die Bundesliga katapultiert worden wären", versucht der Sprecher von Robert Zollitsch, Thomas Maier, die neue Situation zu beschreiben. Das Interesse am neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz ist groß in seiner Heimat. Das zeigte sich auch bei seinem ersten Gottesdienst nach der Wahl.

 (DR)

Es ist der erste Gottesdienst in seiner Freiburger Heimat, nachdem Erzbischof Robert Zollitsch zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt wurde. Und während sich das Münster am frühen Sonntagabend langsam füllt, sitzt der neue oberste Oberhirte Deutschlands still und in sich gekehrt in einer einfachen Kirchenbank vor dem Marienaltar. Zur Ruhe kommen, inne halten - das scheint für den 69-Jährigen nicht mehr ganz einfach, nachdem seine Wahl an die Spitze der Bischöfe ein gewaltiges öffentliches Interesse ausgelöst hat. "Wir sind Super-Bischof", formulierte es der Karikaturist der Freiburger Lokalzeitung.

Doch Zollitsch ist kein Mann der schrillen Töne. Seiner Heimat-Diözese dankt er zu Beginn des Gottesdienstes für die "zahlreichen guten Wünsche und Gebete", die ihm für seine neue Aufgabe Kraft gäben. Ganz ähnlich formulierte er es zuvor gegenüber seinen Mitarbeitern im Ordinariat bei einem kleinen Empfang.

Zollitsch hat Respekt vor der Belastung und den Herausforderungen des neuen Amtes - doch von Anfang an wirbt er um die Unterstützung seines Umfeldes.

Von der Regional- urplötzlich in die Bundesliga
"Es ist ungefähr so, als ob wir von der Regional- urplötzlich in die Bundesliga katapultiert worden wären", versucht Zollitschs Sprecher Thomas Maier die neue Situation zu beschreiben. Plötzlich rufen "Bild" und "Spiegel" an, müssen alle Termine mit dem Pressestab der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn abgesprochen werden. Zollitsch selbst nahm bereits Kontakt nach Rom auf, um um Ostern herum einen Termin für den Antrittsbesuch bei Papst Benedikt XVI. zu vereinbaren.

"Dem Umfeld unseres Erzbischofs ist klar, dass große neue Aufgaben und viel Arbeit auf uns zukommen. Aber natürlich überwiegen vor allem die Freude und ein wenig Stolz", so Maier. Denn noch nie in der Geschichte Freiburgs stand ein Oberhirte des zweitgrößten deutschen Bistums an der Spitze der Bischofskonferenz.

"Wir sind hier im Südwesten natürlich alle ein wenig stolz und hoffen, dass er der katholischen Kirche zu einem neuen Aufbruch verhelfen wird", meint Gottesdienst-Besucherin Hannelore Azone. Und der Freiburger Thomas Ressle formuliert: "Zollitsch sollte den Kurs von Kardinal Lehmann fortsetzen. Aber auch mal gegenüber Rom Impulse setzen, damit gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht mehr diskriminiert werden."

Stichwort: unmoralisch hohe Managergehälter
Am Sonntagabend predigt der neue Bischofskonferenz-Vorsitzende etwas weniger konkret über die Taufe und die wahre christliche Freiheit, die zu einem sinnerfüllten Leben führe. Und er fordert, dass Christen ihre Stimme erheben sollten, "wo in Politik, Forschung und Wirtschaft die Würde und die Bedeutung des Lebens aus dem Blick geraten".

Stichwort: unmoralisch hohe Managergehälter oder die Aushöhlung der Menschenwürde etwa bei der Stammzellforschung. Hier mahnend entgegenzutreten, das dürfte ein wichtiges gesellschaftspolitisches Ziel für Zollitsch werden.

"Man kann sich auf sein Wort verlassen"
Wer ihn kennt und mit ihm zusammen gearbeitet hat, lobt Zollitschs Fähigkeit, Menschen mitzunehmen und an Entscheidungen zu beteiligen.
"Man kann sich auf sein Wort verlassen, er hört immer genau zu und ist offen für neue Argumente und Sichtweisen" - so fasst es die Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in Freiburg, Stefanie Orth, zusammen. "Das muss er nun für die bundesweiten Probleme der Kirche nutzen."

Die Erwartungen an den neuen Vorsitzenden sind hoch. Das Zutrauen im Südwesten aber auch. "Ich kenne den Erzbischof als dynamischen und zielorientierten Mann, der sich Problemen und Herausforderungen stellt, indem er die Menschen einbezieht und von ihrem Fachwissen profitiert. Er kann motivieren und Menschen für seine Visionen begeistern", so Bischofssprecher Maier. Dies soll nun auch für die Bundesliga gelten. Mit diesem Montag tritt Zollitsch offiziell die Nachfolge von Kardinal Karl Lehmann an, der dem deutschen Katholizismus mehr als zwei Jahrzehnte lang eine Stimme und ein Gesicht gab.

Von Volker Hasenauer (KNA)