Führender Rabbiner sagt Teilnahme am Katholikentag ab - Kritik an Bischofskonferenz

Streit um Karfreitagsbitte

Wegen der neuen lateinischen Karfreitagsbitte in der katholischen Kirche hat ein führendes Mitglied der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland seine Teilnahme am Katholikentag in Osnabrück abgesagt. Die Begründung von Rabbi Walter Homolka: massiv gefährdete katholisch-jüdische Beziehungen.

 (DR)

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) teilte am Montag in Bonn mit, dass der Rektor der einzigen Ausbildungsstätte für Rabbiner in Deutschland, Walter Homolka, seine Mitwirkung an den Veranstaltungen zurückgezogen habe. Homolka sieht die katholisch-jüdischen Beziehungen inzwischen als massiv gefährdet an.

Das ZdK bedauerte den Schritt des Rabbiners, der auch dem Führungsgremium des weltweiten Zusammenschlusses des liberalen Judentums, der "World Union for Progressive Judaism", angehört. "Wir werden weiter mit ihm im Gespräch bleiben", sagte ZdK-Sprecher Theodor Bolzenius der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dieser Schritt sei umso bedauerlicher, weil die Katholikentage immer wieder Foren zur Lösung von Problemen gewesen seien. Laut Bolzenius sind die Veranstaltungen zum christlich-jüdischen Dialog in Osnabrück aber nicht gefährdet. Es habe keine weiteren Absagen von jüdischer Seite gegeben.

"Ein gewaltiger Rückschritt"
Homolka sagte der KNA, die neue Karfreitagsbitte sei ein gewaltiger Rückschritt. Auf dieser Basis sei er nicht zum Gespräch mit der katholischen Kirche bereit. Ihm sei bewusst, dass er mit diesem Schritt auch Laienkatholiken treffe, die nichts für die Formulierungen könnten. Der Rabbiner betonte, er habe seine Entscheidung zur Absage auch nach Rücksprache mit US-amerikanischen jüdischen Gemeinden getroffen.

Bolzenius kündigte an, dass der Gesprächskreis "Juden und Christen" beim Zdk an einer Stellungnahme zur neuen lateinischen Karfreitagsbitte arbeite. Der Gesprächskreis hatte als einer der ersten vor einer "Beschädigung der christlich-jüdischen Beziehungen" durch die Wiederzulassung der alten lateinischen Messe mit der umstrittenen Karfreitagsbitte gewarnt. Homolka ist Mitglied dieses Gesprächskreises.

Kritik an Bischofskonferenz
Der Rabbiner kritisierte zugleich die Ankündigung der Deutschen Bischofskonferenz, multireligiöse Feiern weiter einzuschränken. Es stimme bedenklich, wenn die katholische Kirche nicht mehr davon ausgehe, dass Juden und Christen dasselbe Gottesbild hätten. Damit schneide sie ihre Wurzeln ab. Er frage sich, was "wir eigentlich beim christlich-jüdischen Dialog in den vergangenen Jahrzehnten gemacht haben", sagte er.

Homolka ist seit 2002 Rektor des Abraham Geiger Kollegs in Potsdam. Es ist das erste und bislang einzige Rabbinerseminar in Deutschland seit der Schoah. Zuvor war er unter anderem Landesrabbiner von Niedersachsen. Der liberale Rabbiner ist zudem Vorsitzender der Leo Baeck Foundation.