Israel-Korrespondent zu den Palästinenser-Protesten im Gazastreifen

"Die Menschen dort leben in Angst"

Mindestens 50.000 Demonstranten sollen am Montag im Gazastreifen zusammen gekommen sein. Ihr Protest richtete sich gegen die Blockade des Autonomiegebiets. Hören Sie im domradio-Interview Israel-Korrespondent Johannes Zang mit einer Einschätzung der jüngsten Ereignisse. "Mich wundert es, dass es so lange gedauert hat."

 (DR)

Entgegen der Angaben der Hamas, es habe 50 000 Teilnehmer gegeben, berichteten israelische Medien, es hätten erheblich weniger Menschen als erwartet teilgenommen.

Jerusalem-Korrespondent Johannes Zang spricht im domradio-Interview von unterschiedlichen Angaben in den Medien. "Einige sprechen von einigen Hundert, andere von einigen Tausend", berichtet Zang. Israel hatte tausende zusätzliche Sicherheitskräfte aufgeboten, ein befürchteter Sturm palästinensischer Zivilisten auf die Grenze zu Israel blieb jedoch aus.

"Mich wundert es eigentlich, dass es so lange gedauert hat, bis so ein Protest zustande gekommen ist", so Zang weiter. "Schließlich sei der Gazastreifen nicht erst seit dem Putsch durch die Hamas blockiert. "Seit fast zwei Jahren hat kein einziger Arbeiter mehr den Gazastreifen in Richtung Israel verlassen", so der Experte weiter. "Früher waren es Zehntausende, die ihrer Arbeit in Tel Aviv, Jerusalem oder Aschkelon nachgegangen sind."

Versorgung steht still
Nachdem Israel angekündigt hatte, die Stromzufuhr im Gazastreifen weiter zu reduzieren, sei die Lage dramatischer geworden. "Es fehlt an Materialien aller Art", erklärt Zang. "Man schätzt, dass Bauprojekte internationaler Organisationen im Wert von 200 Millionen Dollar stillstehen, weil es an Rohmaterialien fehlt."

"Die Menschen leben in Angst"
Insgesamt sei die Lage der Menschen auf beiden Seiten schlimmer geworden, beobachtet Zang. "Das gilt für alle Palästinenser im Gazastreifen und zumindest für die israelischen Einwohner von Sderot." Dort wurden am Montag mehrere Menschen verletzt, als militante Palästinenser erneut Raketen in das israelische Grenzgebiet abgefeuerten. "Die Menschen dort leben in Angst", sagt Zang.

Bei zwei israelischen Luftangriffen auf Ziele im Gazastreifen wurden unterdessen am Morgen drei Mitglieder der Hamas getötet. Ein Sprecher des Krankenhauses in Gaza teilte mit, zwei weitere Menschen seien verletzt worden. Die israelische Armee bestätigte die Angriffe. In der Nähe von Rafah wurde die Leiche eines vierten militanten Palästinensers gefunden. Eine israelische Armeesprecherin teilte jedoch mit, die Truppen hätten mit dem Vorfall nichts zu tun.

Israel will durch die Blockade des Gazastreifens, die seit der gewaltsamen Übernahme der Kontrolle durch Hamas im vergangenen Juni andauert, ein Ende des Raketenbeschusses eigener Gebiete durch militante Palästinenser erzwingen.