Raúl Castro verspricht Vatikan mehr Religionsfreiheit

Kardinal Bertone in Kuba

Der kubanische Staatschef Raúl Castro hat dem vatikanischen Kardinal Generalstaatssekretär Tarcisio Bertone mehr Religionsfreiheit auf der Insel versprochen. Freiheit der Religion sei jedoch "ohne eine öffentliche Dimension nicht authentisch", sagte Bertone nach Angaben des Nachrichtendienstes der Italienischen Bischofskonferenz SIR vom Mittwoch. Castro habe der katholischen Kirche daher besseren Zugang zu Presse und Rundfunk zugesagt. Der Kurienkardinal war der erste ausländische Besucher Castros, seit er am Sonntag zum Nachfolter seines Bruders Fidel gewählt wurde.

 (DR)

Er habe Raúl Castro auch seine Sorge in Bezug auf die Gefangenen in Kuba geäußert, sagte Bertone nach dem Gespräch mit Castro zum Ende seiner sechstägigen Kubareise. Eine Amnestie habe er jedoch nicht direkt gefordert. "Das wäre eine Einmischung gewesen." Nach Angaben kubanischer Dissidenten hält Kuba etwa 230 politische Gefangene fest.

Castro "kennt die Schwierigkeiten des Volks, die Mängel und Hoffnungen", betonte Bertone. Im Gegenzug für mehr Freizügigkeit für die katholische Kirche auf Kuba will der Vatikan sich für eine Aufhebung des Wirtschaftsembargos der USA einsetzen. Die Blockade, die die USA seit Anfang der 60er Jahre aufrechterhalten, bezeichnete Bertone als "ethisch inakzeptabel". Insgesamt zeigte sich Bertone vorsichtig optimistisch. "Es beginnt immer mit Versprechen, wir hoffen auf eine Öffnung, denn nichts ist unmöglich."

Anlass für den Kubabesuch Bertones war das zehnjährige Jubiläum des früheren Papstes auf der Insel. Johannes Paul II. hatte damals vor einer halben Million Menschen den Wunsch formuliert, "dass Kuba sich der Welt öffne und die Welt sich Kuba öffne". Der Vatikan hatte die Reise als Beginn einer allmählichen Öffnung des kommunistisch regierten und traditionell katholischen Landes für religiöse Aktivitäten eingestuft. Aus Anlass des Besuchs waren mehrere hundert Gefangene freigelassen worden. Nachdem das große Medienecho abgeebbt war, waren jedoch wieder Klagen über Einschränkungen der Religionsfreiheit laut geworden.

Vatikanbeobachtern zufolge benötigt die kubanische Regierung für geplante Wirtschaftsreformen breiten Konsens in der Bevölkerung, den sie auch mit Hilfe der katholischen Kirche aufbauen will. So begrüßte der Vatikan etwa, dass staatlich kontrollierte Medien wie die Tageszeitung "Granma" der Visite des zweiten Manns im Vatikan nach Papst Benedikt XVI. breiten Raum einräumten. Bertone würdigte zudem Fortschritte im Aufbau internationaler Beziehungen mit Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika.