Erste katholische Kirche in Katar geweiht - Apostolischer Vikar für Arabien im Interview

Neuanfang nach 1.400 Jahren

In Katar ist am Samstag die erste katholische Kirche seit 1.400 Jahren geweiht worden. Pfarrer der katholischen Gemeinde ist der philippinische Priester Tomasito Veneracion. Auch Bischof Paul Hinder, aus der Schweiz stammender Apostolischer Vikar für Arabien, wirkt an der Feier mit. Mit ihm sprach Ina Rottscheidt fürs domradio.

 (DR)

Die religiöse Zeremonie nahm Kurienkardinal Ivan Dias vor. Zu dem über dreistündigen Gottesdienst waren nach Angaben von Teilnehmern rund 7.000 Christen gekommen. In dem Wüstenstaat leben insgesamt etwa 100.000 bis 140.000 Katholiken, fast ausschließlich Gastarbeiter.

Gäste aus über 20 Nationen brachten zu Beginn der Feier symbolische Gaben zur Einweihung des Gotteshauses, von Obst und Gebäck bis zu dem Modell eines indischen Tempels. Der Gottesdienst selbst war begleitet von folkloristischen Tänzen aus den Herkunftsländern der Katholiken. Die überwiegende Zahl der Gläubigen stammt von den Philippinen, gefolgt von Indien. Laut dem für Arabien zuständigen Bischof Paul Hinder sind über 100 Nationen in der katholischen Gemeinde Katars vertreten.

Als Höhepunkt der Weihezeremonie senkte der indische Kardinal Dias, Missions-Chef des Vatikan, eine Reliquie des italienischen Volksheiligen und Kapuzinerpaters Pio (1887 1968) in den Altar. Papst Benedikt XVI. stiftete einen Messkelch für die neue Kirche. Das katholische Oberhaupt ließ durch Dias auch einen besonderen Dank an Emir Hamad bin Khalifa Al Thani übermitteln, der den Baugrund für das christliche Zentrum in einem Außenbezirk der Hauptstadt bereitgestellt hatte.

Vize-Ministerpräsident übergibt das Zentrum seiner Bestimmung
Bereits am Freitagabend war der Gebäudekomplex mit einem offiziellen Festakt eröffnet worden. Die Durchtrennung des Bandes am Eingang vollzog der Vize-Ministerpräsident von Katar, Abdullah bin Hamad Al Attiyah. An der Feier nahmen 300 geladene Gäste teil, darunter Vertreter des Emirats und Verantwortliche für den Bau des christlichen Gemeindezentrums.

In seiner Ansprache sagte Al Attiyah laut lokalen Medien, die Entscheidung der Regierung für die Kirche entspringe den Bemühungen, "Unterschiede durch Dialog zu überbrücken". Emir, Regierung und Bürger von Katar wollten damit eine Botschaft der Barmherzigkeit und Nächstenliebe zum Ausdruck bringen, so Al Attiyah. Katar sei der erste Staat der Golfregion, der einen Dialog mit nichtislamischen Religionen führe.

Als Vertreter der Kirche hielt Bischof Paul Hinder, aus der Schweiz stammender Apostolischer Vikar für Arabien, eine Rede. Anlässlich der Einweihung des Gotteshauses, das "Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz" geweiht ist, sprach er am Donnerstag in Radio Vatikan von einer großen Zustimmung zu der Kirche. Es gebe immer jemanden, der nicht einverstanden sei. Aber er habe den Eindruck, dass der große Teil der Einheimischen dafür sei, dass Menschen, die ins Land kommen und für den Wohlstand des Landes arbeiten, auch die Möglichkeit hätten, ihren Glauben würdig auszuüben.

Ohne Kreuz und Glockenturm
Das Gotteshaus soll den vor allem ausländischen Katholiken als Gebetsstätte und Gemeindezentrum dienen. Auf einen Glockenturm oder ein von außen sichtbares Kreuz mussten die Christen gemäß den rechtlichen Vorschriften verzichten.

Neben der eigentlichen Kirche umfasst der Komplex auch Tagungseinrichtungen, Gästeräume, eine Bibliothek und ein Cafe. Die Baukosten wurden unter anderem durch Spenden von Katholiken auf der arabischen Halbinsel aufgebracht.

Der Vatikan unterhält seit 2002 diplomatische Beziehungen mit Katar.
Bei den Katholiken des rund 900.000 Einwohner zählenden Emirates handelt es sich überwiegend um Gastarbeiter aus den Philippinen, Indien und anderen asiatischen Staaten.