Zeitung: Hunderttausende erhalten Niedriglöhne

Hartz-IV für Staatsdiener

Traumanstellung öffentlicher Dienst? Ein aktueller Zeitungsbericht sagt Nein. Zumindest für fast 200.000 Deutsche sieht die Realität anders aus. So viele sollen lediglich Niedriglöhne beziehen. So niedrig, dass die Beschäftigen zusätzlich Hartz-IV-Leistungen beantragen müssten.

 (DR)

Angestellte bei Bund, Ländern und Kommunen seien betroffen, berichtet die „Süddeutsche Zeitung" in ihrer Freitagsausgabe. Dies gehe aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor. Im öffentlichen Dienst sowie angrenzenden Bereichen arbeiteten demnach 180.000 Menschen, deren Verdienst zum Leben nicht reiche. Darunter seien knapp 33.000 Lehrer und Erzieher.

Den bis Juli 2007 erhobenen Daten zufolge waren im öffentlichen Dienst, in Schulen und in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Entsorgung knapp 130.000 Beschäftigte auf Hartz IV angewiesen, obwohl sie eine reguläre sozialversicherungspflichtige Arbeit hatten. Mehr als 53.600 Menschen stockten Mini- oder Teilzeitjobs mit Arbeitslosengeld II auf.

Keine exakten Zahlen
Wie hoch die exakte Zahl der Bedürftigen im Dienst von Bund, Ländern und Kommunen sei, lasse sich aus den Daten nicht ableiten, so die Zeitung. Die Zahlen wiesen jedoch darauf hin, dass es im öffentlichen Dienst deutlich mehr sogenannte Aufstocker gebe als vermutet.

Linksfraktions-Abgeordnete Sabine Zimmermann, die die Anfrage gestellt hatte, kritisierte die SPD dafür, sich für Mindestlöhne stark zu machen, aber gleichzeitig in der Regierung dafür verantwortlich zu sein, dass Beschäftigte nur Niedriglöhne erhielten.

Für sie sind die Zahlen auch ein Beleg dafür, dass die Lohnforderungen der Gewerkschaften in der diesjährigen Tarifrunde berechtigt sind: „Im öffentlichen Dienst und den angrenzenden Bereichen gibt es einen Niedriglohnsektor", sagte sie der „Süddeutschen Zeitung". „Das Vorurteil, dort werde überall gut verdient, stimmt nicht."