Chico erobert als Ratzinger-"Biograf" Kinderzimmer in aller Welt

Papstkatze als Kinderbuchstar

Papst Benedikt XVI. war begeistert. "Als ich jung war, wollte ich eine Geschichte über Katzen schreiben, jetzt schreibt eine Katze über mich", sagte er der Autorin Jeanne Perego bei einer Audienz. In ihrem Kinderbuch "Joseph und Chico" lässt die Italienerin, die seit wenigen Jahren zeitweise auch im niederbayerischen Viecht lebt, die "Papstkatze" aus Pentling das Leben Joseph Ratzingers von dessen Geburt in Marktl bis zur Papstwahl in Rom erzählen. Mit großem Erfolg: Chico erobert Kinderzimmer in aller Welt.

 (DR)

Ihr Buch will die Autorin als "kleine Hommage" an Benedikt XVI. verstanden wissen. Es solle dazu beitragen, dass Kinder "unseren außergewöhnlichen Papst besser kennen- und schätzen lernen", sagt die 49-Jährige. Die Idee kam ihr, als sie einen Reiseführer zu den Lebensstationen Ratzingers in Bayern schrieb. "Währenddessen habe ich viel recherchiert über sein Leben und mich in die Persönlichkeit des Papstes verliebt, den ich vorher schon als Theologen geschätzt habe."

Um die Biografie des Papstes Kindern zu vermitteln, habe sie einen "besonderen Erzähler" gesucht. "Und da habe ich an Chico gedacht", sagt sie. Den Kater, mit dem Ratzinger noch als Kurienkardinal bei seinen Heimatbesuchen viel Zeit verbrachte, hat sie in Pentling auch selbst besucht. "Er hat mir sehr gefallen. Es ist ein großer, schöner Kater - und sehr unabhängig." Die Autorin sprach auch mit Chicos Besitzern, Therese und Rupert Hofbauer, den langjährigen Nachbarn Ratzingers und Verwaltern von dessen Privathaus. "Sie haben mir von der engen Beziehung zwischen Ratzinger und dem Kater erzählt."

Übersetzungen in verschiedenen Sprachen
Im Vatikan kam das Kinderbuch gut an. Der Privatsekretär von Benedikt XVI., Georg Gänswein, steuerte sogar das Vorwort bei. "Das passiert schließlich nicht alle Tage: dass eine Katze den Heiligen Vater zum Freund hat und auf die Idee kommt, seine Geschichte zu erzählen", schreibt "Don Giorgio" an die Kinder. Alles in dem Buch sei nicht nur spannend, sondern auch wirklich wahr. "Ich habe es natürlich auch gelesen und war sofort Feuer und Flamme."

Nachdem das Buch schon im Herbst in Italien erschienen war, ist jetzt auch eine deutsche Übersetzung erhältlich. Ferner gibt es laut Perego bislang Ausgaben in Irland, der Slowakei, Spanien, Portugal, Großbritannien, Mexiko sowie den USA und Kanada. In Polen und Slowenien seien Übersetzungen bereits im Druck, eine brasilianische Ausgabe folge in Kürze. Mitte November wurde Perego zusammen mit ihrem italienischen Verleger und der Illustratorin Donata Dal Molin Casagrande zu einer Papst-Audienz eingeladen. "Er hat gesagt, dass ihm das Buch sehr gefallen hat", sagt die 49-Jährige.

Priester, Professor, Papst
Chico stellt sich in dem Buch als "allerschönste Katze der Welt" vor und erzählt die Geschichte von seinem "allerbesten Freund", "einem wunderbaren Mann, mit dem ich viele glückliche Zeiten verbracht habe". Der Kater berichtet von Josephs Kindheit, seiner Vorbereitung auf das "Leben in der Kirche" und spart auch die Schrecken des Krieges nicht aus.

Er schildert das Leben des Universitätsprofessors Ratzinger samt der Protestbewegung der 68er, seine Bischofsernennung, seine Freundschaft mit Papst Johannes Paul II. und schließlich die Wahl zum Kirchenoberhaupt: "Ich starrte auch auf den Fernseher und hatte den Eindruck, der weiße Rauch hätte die Form einer lächelnden Katze." Jetzt, klagt Chico, habe sein Freund so wichtige Aufgaben zu erledigen, "dass er mich wahrscheinlich nicht mehr besuchen wird, wie er es früher immer getan hat. Miaaauuu! Das sind wirklich schlimme Neuigkeiten".

In Wirklichkeit hat sich die Sehnsucht des Katers nach Ratzinger im Laufe der Jahre gelegt. "Das hat schon nachgelassen", sagt Rupert Hofbauer. "Tiere vergessen doch schnell." Der Papst selbst dagegen erkundige sich nach wie vor nach dem acht Jahre alten Kater. Hofbauer schickt denn auch weiterhin von Zeit zu Zeit ein Foto von Chico in den Vatikan.

Von ddp-Korrespondent Petr Jerabek