Marburger Bund sieht Ärzte aus konfessionellen in städtische Kliniken abwandern

Lohnsteigerung an kommunalen Kliniken

Nach der Gehaltserhöhung für Ärzte an kommunalen Kliniken erwartet der Marburger Bund eine Abwanderung von Medizinern aus konfessionellen in städtische Krankenhäuser. Die Ärzte an evangelischen und katholischen Kliniken seien nach dem Tarifabschluss vom Dienstagabend gegenüber ihren Kollegen schlechter gestellt, so Armin Ehl, Hauptgeschäftsführer der Ärzte-Gewerkschaft.

 (DR)

Die 55.000 Ärzte an kommunalen Krankenhäusern erhalten in diesem Jahr rund vier Prozent und 2009 weitere vier Prozent mehr Geld. Dies war das Ergebnis der viertägigen Tarifverhandlungen zwischen der Ärztegewerkschaft und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA). Ein weiteres Ergebnis des Abschlusses ist die volle Angleichung der Ostgehälter an das Westniveau ab April 2008.

"Schmerzlicher Kompromiss"
VKA-Verhandlungsführer Joachim Finklenburg bewertete den Tarifabschluss am Dienstagabend als zufriedenstellend, auch wenn der Kompromiss, der um 2,2 Prozent unter der ursprünglichen Gewerkschaftsforderung liegt, "schmerzlich" sei. Auch bei dem Tarifabschluss, der am 31. März mit der Gewerkschaft ver.di für das übrige Krankenhauspersonal erzielt worden war, kamen acht Prozent in zwei Stufen heraus. Mit den beiden Tarifabschlüssen ergeben sich nach Angaben der kommunalen Arbeitgeber für die 700 kommunalen Kliniken Mehrausgaben beim Personal in Höhe von 300 Millionen Euro.

Der Verhandlungsführer des Marburger Bundes, Lutz Hammerschlag, wertete die Ost-West-Anpassung und den Verzicht der Arbeitgeber auf eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 41,5 Stunden als Erfolg.

Ärzte-Gewerkschaft erwartet verändertes Wettbewerbsgefüge
Ehl sagte weiter, dass die Beschäftigten an den konfessionellen Krankenhäusern seit 2004 reale Einkommensverluste hätten hinnehmen müssen. Es gibt 470 katholische und 250 evangelische Krankenhäuser in Deutschland. Die Tarife der Beschäftigten konfessioneller Einrichtungen werden über den sogenannten dritten Weg ausgehandelt, nach dem die Kirche die Entlohnung ihrer Beschäftigten eigenständig verhandelt.

Laut Ehl könnte sich nun ein neues Wettbewerbsgefüge entwickeln.
Bislang wanderten Spitzenkräfte aus kommunalen Kliniken in die besser bezahlten Berufgenossenschaftlichen Krankenhäuser oder ins Ausland ab. Mit dem neuen Tarifabschluss könnte eine Ärztebewegung von den konfessionellen zu den kommunalen Häusern entstehen. Von einem kirchlichen Krankenhausverband war keine Stellungnahme zu erhalten.