Merkel will Dalai Lama erneut treffen

Standhafte Kanzlerin

Bundeskanzlerin Angela Merkel will sich trotz der ablehnenden Haltung Chinas wieder mit dem Dalai Lama treffen. Einen Boykott der Olympischen Spiele in Peking wegen der Menschenrechtslage in Tibet lehnt sie aber - wie das geistliche und weltliche Oberhaupt der Tibeter - weiterhin ab.

 (DR)

Die Spiele böten die Möglichkeit, mit den Verantwortlichen in China zu sprechen, was von deutscher Seite auf vielen Ebenen geschehe, sagte Merkel der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Eines der Ziele solcher Gespräche ist es, einen Dialog zwischen der Regierung in Peking und dem Dalai Lama in Gang zu bringen", so die Kanzlerin.

Zu einem neuen Treffen mit dem Dalai Lama werde es noch nicht beim geplanten Deutschlandbesuch des Oberhaupts der Tibeter im Mai kommen, sagte Merkel. Zu dieser Zeit sei sie auf einer Lateinamerikareise. «Aber ich werde sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt wieder einmal mit dem Dalai Lama zusammentreffen», kündigte die Regierungschefin an, die den Friedensnobelpreisträger im September vergangenen Jahres in Berlin empfangen hatte.

Merkel verteidigte ihr Treffen mit dem Dalai Lama im Bundeskanzleramt. Das Treffen war sowohl auf chinesischer Seite als auch bei der SPD auf Kritik gestoßen. «Mein Empfang des Dalai Lama und der Umgang Chinas mit ihm sind zunächst zwei unterschiedliche Dinge. Aber beide führen dazu, wie wir mit der Einhaltung oder Missachtung der Menschenrechte umgehen, und hier ist die Haltung Deutschlands eindeutig, wozu auch ein Empfang des Dalai Lama gehört», sagte Merkel.

Die Kanzlerin sprach sich klar gegen einen Boykott der Olympischen Spiele aus, der derzeit wegen der Menschenrechtsverstöße in Tibet diskutiert wird. Der Boykott der Olympischen Spiele 1980 in Moskau habe «letztlich nichts gebracht, außer dass er zu einem Gegenboykott der Spiele 1984 geführt hat», sagte die Kanzlerin. «Ich würde mir wünschen, dass die Olympischen Spiele in China zu Spielen des Dialogs werden und China die Angst davor verliert», so Merkel.

Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» berichtete unterdessen, Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), der sich im Mai in Bochum mit dem Dalai Lama treffen wolle, sei von der chinesischen Botschaft gedrängt worden, die Begegnung mit dem Friedensnobelpreisträger abzusagen. Dagegen habe Lammert in einem Schreiben an den chinesischen Botschafter protestiert. Darin verwahre er sich gegen den Druck und mache seine Besorgnis über die «aktuelle Situation nicht nur in Tibet, sondern auch in anderen Teilen Chinas» deutlich.
Lammert empfange den Dalai Lama nicht als Hausherr des Bundestages.